Rezension

The Men

Tomorrow's Hits


Highlights: Dark Waltz // Different Days // Settle Me Down
Genre: Classic Rock // Alternative Rock
Sounds Like: Neil Young // Dinosaur Jr. // The Replacements

VÖ: 07.03.2014

Okay, in der dunklen, vorvernetzten Zeit gab es mal The Band und The The. Doch zumindest von allen noch existierenden Musikgruppen besitzen The Men ihn: Den zurzeit wohl generischsten und aussagelosesten Bandnamen. Eigentlich sollte man nun geneigt sein, schnell den Genrestempel aufzudrücken, doch Namen sind bekanntlich nur Schall und Rauch. The Men spielten nie den guten alten schweißgetränkten Männerrock für ehrlich erarbeitete Bierbäuche, der auch die ordentliche Musikkneipe nebenan beschallen könnte, sondern lotsten mit jedem Album die Extreme zwischen Noise, Punk und wüstem Indie-Rock neu aus. Also eher was für die „Kids“.

Das dritte Album „New Moon“ öffnete sich dann dem Classic Rock. Der zeitlos hippe Neil Young wurde herangezogen, das sauber gespielte Solo ersetzte den flächendeckenden Krach. Sprich: Die Energie wurde gebündelt. Man wurde erwachsen. Das neue Album „Tomorrow’s Hits” tritt in ähnliche Fußstapfen und evoziert „New Moon“, ohne dabei an die Hitdichte dieser Platte heranzukommen. Die Men sind nun vollständig zur Rock’n’Roll-Band mutiert und Songs wie „Dark Waltz” eignen sich hervorragend zum Truck fahren, Whiskey schlürfen und zum Fläzen auf der Veranda. Sicher, hier und da schleichen sich Neuheiten wie ein Saxophon in „Another Night” oder ein Klavier ein, doch am besten funktioniert die Band immer noch, wenn die alte Wut hervorbricht, wie im völlig wahnsinnigen und überdrehten „Pearly Gates” oder in „Going Down“, welches dann ironischerweise wieder an „Half Angel Half Light” vom Vorgänger erinnert.

Damit stellt „Tomorrow’s Hits“ eigentlich nur in einer einzigen Hinsicht ein Novum dar: Es ist das erste Album der Men, welches stagniert. Natürlich auf hohem Niveau, doch trotzdem ist das hier lediglich ein „New Moon 2“ und deshalb eigentlich zu wenig für eine solch experimentierfreudige Band. Die selbsternannten Hits von morgen? Gediegener Altherrenrock.

Yves Weber

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