Rezension
The Low Anthem
Eyeland
Highlights: Ozzie // In The Air Hockey Fire // Dream Killer
Genre: Folk // Experimental
Sounds Like: Radiohead // Devandra Banhart // Grizzly Bear
VÖ: 17.06.2016
Manchmal hat eine Band von Anfang an ihren Stil gefunden. Hat sich eine Nische geschaffen, in der sie sowohl kreative Freiheiten in alle Richtungen genießt als auch ihren Wiedererkennungswert beibehält und auf konstantem Niveau Alben veröffentlichen kann. Und manchmal schmeißt eine Band dann auch alles das über den Haufen und sorgt mit einer neuen Veröffentlichung hauptsächlich für Kopfschütteln. Ja, Low Anthem, wir schauen euch an! Von uns damals nur halbwegs wertgeschätzt, mauserte sich "Oh My God, Charlie Darwin" zu einem beständigen Edelstein des sanften Holzfällerfolk; "Smart Flesh" zeigte auf, dass dieser Sound auch eine Infusion kräftigen Garage-Rocks vertrug.
In "Eyeland" wissen The Low Anthem noch um diese Stärken – sie halten sie dem Hörer jedoch ungefähr so sehr vor wie ein Teenager, der einem Kleinkind sein Spielzeug wegnimmt und es ihm so über den Kopf hält, dass er es nicht erreichen kann. Ja, "Ozzie" ist ein gelungener Alternative-Rock-Track, allerdings so sehr gemutet, als wäre im Aufnahmeprozess eine komplette Bettgarnitur über das Mikro gehalten worden.
Der Folk früherer Jahre wird im elektronisch angehauchten "The Pepsi Moon" zwar angedeutet, ohne sich jedoch in weniger als zwei Minuten entfalten zu können und das tolle "In The Air Hockey Fire" ... ja, dahin muss man es auf "Eyeland" schon erst einmal schaffen. Denn was den Großteil des fünften Albums ausmacht, sind mehr oder weniger Soundcollagen – Zusammenstellungen aus wabernden Ambient-Instrumentals, Synthie-Gefiepe, ziellosem Progrock und der fixen Idee, dass man einfach mal den Refrain von "Yellow Submarine" pfeifen könnte. Letzteres übrigens auf dem dann auch recht passend betitelten "Wzgddrmtnwrdz", alternative Titel: "Katze schläft auf Tastatur" oder "Reviewer thanks God for Copy & Paste". Das alles ist dann vielleicht Mumpitz, vielleicht Genie in radiohead'schen Regionen (ähnlich gehen die Wertungen in der Tat auseinander) – vor allem ist es die Selbst-Dekonstruktion einer Band, die so nicht im Geringsten nötig war.
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