Rezension

The Lake Poets

The Lake Poets


Highlights: Edinburgh // To The Lighthouse // Your Face // Shipyards
Genre: Singer-Songwriter
Sounds Like: Villagers // Elliot Smith // Conor Oberst

VÖ: 25.09.2015

Es war einer dieser besonderen, magischen Momente, als Martin Longstaff vor fast 5 Jahren das erste Mal in der Musikwelt auftauchte. Via Bandcamp veröffentlichte der gebürtige Engländer unter dem Namen „The Lake Poets“ damals eine kleine EP aus gerade einmal vier Songs, die jedoch absolut ausreichten, um die zu dieser Zeit noch wenigen Entdecker seiner Musik zu verzaubern. Die reduzierten Stücke voller Melancholie und schüchterner Romantik ergriffen den Hörer unmittelbar und sorgten dafür, dass man nur noch den Repeatknopf der Musikanlage betätigen wollte, um dem großartigen Songwriting des Jungen aus Sunderland wieder und immer wieder zu lauschen.
Danach dauerte es bis Juni letzten Jahres, ehe er mit „Honest Hearts“ eine weitere EP releaste und der Musikwelt bewies, dass er es immer noch kann – und wie. Er blieb seinem schüchternen, zerbrechlichen Sound von damals überwiegend treu, zeigte jedoch beim Titeltrack „Honest Hearts“ oder dem fast schon rockigen „Dead Horses“, dass er mehr kann als verträumte und fragile Songs zu schreiben.

Nun erscheint etwas über ein Jahr nach „Honest Hearts“ endlich das langersehnte, selbstbetitelte Debüt von The Lake Poets, und Martin Longstaff gelingt es tatsächlich ein weiteres Mal, wieder einen dieser besonderen Momente zu erzeugen. Man möchte sofort alles stehen und liegen zu lassen, um nur noch seinen wundervollen Geschichten zu lauschen – wieder und immer wieder.

Denn es sind vor allem diese wundervollen Geschichten, die die Musik von The Lake Poets so großartig machen und die der studierte Linguist Longstaff mit seinem Songwriting so bewegend und gefühlvoll erzählen kann. Dabei geht es nicht wie so oft um das große Thema Liebe, auch wenn er mit „Your Face“ seinen wohl bislang romantischsten Song geschrieben hat. Vielmehr setzt sich Longstaff auf den insgesamt elf Songs des Albums eher mit anderen Inhalten auseinander, angefangen bei Trauer und Schmerz („Black And Blue“), über persönliche Enttäuschungen („Edinburgh“) und Hoffnungen („See you Tonight“) bis hin zu den Schwierigkeiten einer Freundschaft („Friends“).

Doch unabhängig davon, welche Inhalte Longstaff auf seinem Debüt auch thematisiert, seine klare, sanfte Stimme und sein reduziertes Gitarrenspiel reichen völlig aus, um die ganz großen Gefühle auszulösen. Dass The Lake Poets zwar auch wunderbar als Band funktioniert, beweisen Songs wie „See You Tonight“ oder „Vane Tempest“, bei denen Longstaff unter anderem von Musikgrößen wie Drummer Chad Cromwell (Neil Young) oder Gitarrist Dan Dugmore (Bob Dylan) unterstützt wird. Doch letzten Endes braucht es eigentlich nicht mehr als Longstaffs großartiges Songwriting und seine fragile Stimme, um der Musikwelt einen weiteren dieser besonderen, magischen Momente zu schenken.

Benjamin Schneider

Hören


Stream zu "Your Face"

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!