Rezension

The Kissaway Trail

Sleep Mountain


Highlights: SDP // New Year // Beat Your Heartbeat
Genre: Indie // Orchestral
Sounds Like: Arcade Fire // Sigur Rós // Feeder

VÖ: 12.03.2010

"Sorry Jungs, ihr kommt zu spät", möchte man den Jungs von The Kissaway Trail zuraunen, "Arcade Fire gibt es bereits." Nein, eigentlich möchte man sie anschreien. Denn auch, wenn die ewigen Vergleiche zwischen dem typischen Sound zweier Bands müßig sind, es ist unmöglich, den ersten Track des neuen Albums "Sleep Mountain" zu hören, ohne an die Kanadier um Win Butler zu denken. Eigentlich reichen auch schon 30 Sekunden. Oder zehn. "SDP", so heißt der Song, fährt alles auf, was Arcade Fire groß machten: Säuselnder Gesang, Kirchenglocken, Akkordeon, Streicher, Klavier – und das Ganze in praktisch identischer Anordnung.

Angenommen, nach "SDP" käme etwas revolutionär Anderes: Funky Deathmetal im Tokio-Style oder Gabba aus Grönland – man könnte den Dänen verzeihen. Aber nein, "Sleep Mountain" wirkt wie eine einzige große Arcade-Fire-Kopie. Merkwürdig, dass das keines des Bandmitglieder mitbekommen hat – zumal jede, wirkliche jede Rezension des ersten Albums die kanadische Band erwähnte. Kostprobe gefällig? "...do evoke the spirit of Arcade Fire at times..." (NME), "There are obvious nods to ... the euphoria of Arcade Fire" (The Guardian), "...join the ranks of the similarly grandiose Arcade Fire..." (Drowned In Sound). Noch Fragen? 

Klar, trotzdem ist das Album kein schlechtes. Wunderbar eingängig schmiegen sich die Melodien samtartig ans Ohr, die Lyrics lassen Witz und Sensibilität durchschimmern: "...while we're drinking champagne from plastic glasses..." besingt Sören Corneliussen in "New Year" den Jahreswechsel. "Beat Your Heartbeat" ist eine Gänsehautnummer und bildet passend zum Titel das Herzstück der Platte. Äußerst gelungen ist zudem die Coverversion des Neil-Young-Songs "Philadelphia". Was "Sleep Mountain" aber – neben einem eigenen Sound – fehlt, ist die Abwechslung. Das Essentielle des Albums lässt sich auf drei bis vier Tracks herunterbrechen. Der Rest lässt sich ganz nett nebenbei hören, zumindest, wenn man keine Abneigung gegenüber einer Band namens "Arcade Fire" hegt.

Mischa Karth

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