Rezension
The Irrepressibles
Mirror Mirror
Highlights: Anvil // Knife Song // Nuclear Skies // The Tide // In This Shirt
Genre: Chamber-Pop
Sounds Like: Antony & The Johnsons // Rufus Wainwright // The Dresden Dolls // Chris Garneau
VÖ: 26.03.2010
„We're like nothing you've heard or seen before.” Das sagt Sänger und Kopf Jamie McDermott über seine Band The Irrepressibles. Was nach grober Selbstüberschätzung klingt, ist in diesem Fall aber nichts anderes als die Wahrheit. Davon konnte man sich bereits beim letztjährigen Haldern-Pop-Festival überzeugen, als die Band erstmals auf dem europäischen Festland zu sehen war und eine schlichtweg atemberaubende Vorstellung bot. Inmitten seiner zehnköpfigen und aufwendig kostümierten Mitstreiter stolzierte damals McDermott mit weißer Federboa und weißem Spitzhut wie ein prächtiger Pfau über die Bühne und verzauberte mit seiner Aura und großartig arrangiertem Chamber-Pop binnen Minuten die verdutzten Zuschauer, denen gar nicht bewusst war, wie ihnen geschah.
Was visuell und live prächtig funktioniert hat, kann auf Platte oftmals schnell ganz anders aussehen. Lange musste man warten, um mit „Mirror Mirror“ schließlich die beruhigende Gewissheit zu haben, dass die Magie der Irrepressibles auch auf dem Tonträger ohne Einbußen vermittelt wird. Zuletzt waren sogar Spenden der Fans nötig, um das Album doch noch aus der Taufe zu heben. Angesichts der großartigen Produktion und der sensationellen Instrumentierung im Nachhinein nur zu verständlich.
„Mirror Mirror“ ist ein Drama in zwölf Akten, bei dem Pathos und Weltschmerz ganz weit oben stehen und das sich vor jedem klassisch-modernen Opernschauspiel wahrlich nicht zu verstecken braucht. Obwohl sein voll ausgestattetes Ensemble musikalisch hier eine beeindruckende Vorstellung abliefert, ist es McDermott, der zu jeder Sekunde klar im Vordergrund steht und wie eine Lichtgestalt über den Dingen zu schweben scheint. Stimmlich nah an Antony Hegarty dran, schwingt auch bei ihm eine enorme Emotionalität mit, sein Stimmvolumen und die gesangliche Bandbreite übertreffen Hegarty aber noch einmal um ein Vielfaches. Und auch hier gilt: wer mit extrovertierten Stimmen nicht klarkommt, scheitert auch an The Irrepressibles.
Allgemein muss man eine gewisse Affinität für diesen, im positiven Sinne, groß aufgeblasenen Chamber-Pop mitbringen und wer selbst nicht ab und an (freiwillig) ins Theater oder zur Oper geht, wird es verdammt schwer haben, in „Mirror Mirror“ das großartige Gesamtkunstwerk zu erkennen, welches es letztendlich ist. Wer sich hingegen damit anfreunden kann, wird spätestens, nachdem mit dem unglaublichen Abschluss-Triple „The Tide“, „Transition Instrumental“ und „In This Shirt“ der Vorhang fällt, glatt in Standing Ovations ausbrechen.
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