Rezension

The (International) Noise Conspiracy

Cross Of My Calling


Highlights: Dustbins Of History // Arm Yourself // Washington Bullets
Genre: Garagen-Rock'n'Roll
Sounds Like: The Sonics // Caesars // Lost Patrol Band

VÖ: 14.11.2008

All hail Rick Rubin! Wer kennt ihn nicht, den Über-Produzenten, dem nicht weniger gelungen ist, als vor knapp 20 Jahren den Crossover quasi alleine auf die Oberfläche der Musikwelt zu kicken, mit Alben wie Slayers "Reign In Blood", Johnny Cashs American-Recordings-Serie sowie der gesamten System-Of-A-Down-Discographie ein 10/10-Werk nach dem anderen zu prägen und - vielleicht am Beeindruckendsten - als dicker, bärtiger Mittvierziger ein Superposter in der Visions zieren zu dürfen. Eine weitere Meisterleistung: Anno 2004 einer Band, die live wie eine Ecstasy-Tablette, auf Platte dagegen zuvor eher wie Valium wirkte, endlich zu einer fulminanten Studioplatte zu verhelfen. Die Rede ist von The (International) Noise Conspiracy und "Armed Love". Anno 2008 schicken Rubin und T(I)NC sich nun an, dieses Meisterstück zu wiederholen: Voilà, "The Cross Of My Calling".

Zunächst mag hier die Frage, was Rubin eigentlich genau gemacht hatte, um "Armed Love" so effizient zu verfeinern, gestellt und ihr am Besten sofort aus Verlegenheit wieder ausgeglichen werden. Souliger Garagen-Rock-n-Roll mit politischen und gerne konterkonservativen Inhalten war es zuvor auf "Survival Sickness" "A New Morning, Changing Weather" ebenso wie auf "Armed Love", und auch auf Platte Numero 4 hat sich an diesem Grundschema nicht allzuviel geändert. Und doch waren es kleine Details wie die endlich richtig wuchtig klingenden Gitarren, die astreine Abmischung oder nonchalant eingestreute Bläser, die Songs wie "A Small Demand" schlicht und einfach zu Rocksongs für die Ewigkeit machen. Eine ähnliche Stellung könnten nun auch bald Stücke wie das aufgedrehte "Dustbins Of History" oder das mit Skakkatosalven um sich schießende "Arm Yourself" einnehmen, zu denen man geradezu Lenin und Che Guavara Limbo unter brennenden Amerika-Flaggen tanzen sieht.

Da jedoch auch die wildeste Revolution einmal verschnaufen muss, wird in "Boredom Of Safety", dessen im Titel genanntes Attribut wohl mit Abstrichen auch auf den Song selbst bezogen werden könnte, "Child Of God" wiederum verliert sich nach knapp zwei Minuten erst einmal in vor sich hintröpfelnden Jams, nur um sich kurz vor Schluss wieder zu fangen. Songs unter einem bestimmten Tachowert stehen der internationalen Lärmverschwörung leider eher weniger gut zu Gesicht, "I Am The Dynamite" und das trotz seiner Einfachheit überzeugende "Washington Bullets" können die Schweden dann schon eher auf der Habenseite verbuchen. Auch der achteinhalbminütige Closer "Cross Of My Calling" kann sich erst im Laufe des Songs die Langeweile aus dem Gefieder schütteln, und so hinterlässt T(I)NCs mittlerweile fünfter Streich eher einen zwiespältigen Eindruck. Der Über-Produzent reicht eben auch nicht immer.

Jan Martens

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!