Rezension

The Honey Trees

Bright Fire


Highlights: Still I Try // Nightingdale // Seaside
Genre: Dream Pop // Folk-Pop
Sounds Like: The Paper Kites // The Oh Hello's // My Name Is You

VÖ: 08.04.2014 (Import)

Sollte jemand zufällig mal auf die Facebook-Seite des kalifornischen Duos The Honey Trees stoßen und sich blind, also ohne zu wissen, dass es sich bei Becky Filip und Jacob Wick um Musiker handelt, durch das Profil scrollen, könnte er meinen, er sei auf einen dieser neumodischen Vintage-Mode-Blogs gestoßen. Becky – die verspielten Kleidchen, die braunen Haare, der Pony und die großen Augen erinnern sehr an Zooey Deschanel – stets links neben dem gut gekleideten Jacob, irgendwo in einem Wald, auf einer taufeuchten Wiese, in einem baufälligen Gebäude. Jedes Bild wirkt durch seine gesetzten Farben und die Ruhe, die beide Musiker ausstrahlen, so unglaublich romantisch und zuckersüß wie die Früchte des Honigbaumes wohl schmecken müssen.

Es ist sicherlich auch kein Zufall, dass The Honey Trees sich so romantisch in Szene setzen, denn genau diese Atmosphäre spiegelt ihre Musik glasklar wieder. Nachdem das Duo mit „Wake The Earth“ im Jahr 2009 erstmals eine sieben Tracks starke EP veröffentlichte und man Beckys verträumte Stimme sanft und seicht von der Liebe singen hörte, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie und Jacob durch ihre Musik neue Geschichten erzählen. So erscheint nun also das Debütalbum „Bright Fire“, das mit seinen 11 neuen Liedern der EP in nichts nachsteht. Im Gegenteil: Neben Songs wie „Nightingdale“, das klanglich lückenlos in das bekannte Muster passt, finden auch neue Melodien ihren Platz. The-Civil-Wars-Dramatik („Still I Try“) trifft auf kräftigere Schlagzeugrhythmen („The Fall“), besonders Jacobs Vocalparts lassen die erzählten Geschichten dunkler wirken – wenn auch nicht weniger romantisch. Für diese Romantik ziehen The Honey Trees auch alle Register: Der Akustikgitarre folgen Streicher, unter sanfte Basslinien mischt sich hier und da mal das Klavier. Die Musik definiert sich durch ihre großen Melodien und langgezogene Töne, „Wild Winds“ lebt allein von Piano, Hintergrundchor und dem finalen Crescendo und ist mit dem recht drückenden Outro „And in the end / when our days are all spent / and the bright fire is gone / I'm not giving all up / No, I hold you as you're drifting off to the sea“ der Grenze zur Theatralik schon ziemlich nah.

Es fällt doch auf, dass „Bright Fire“, konträr zum Titel, insgesamt etwas dunkler ist, als es „Wake The Earth“ noch war und besonders textlich scheinen Becky und Jacob mit den Jahren gereift zu sein. Es geht nicht mehr nur um die große Liebe, sondern auch um den Verlust, das Alleinsein – „a kiss to change your mind / but still I lose you every time“. Doch so hochtrabend die Songs hier und da sind, so gesetzt sind sie auch. Jedes Lied ist mit viel Herzblut geschrieben und gesungen und genau das kommt beim Hören an. Manchmal allerdings etwas drüber, muss man schon die Tendenz zu Kitschmusik haben oder zumindest in der richtigen Stimmung dazu sein, sich den Melodien hinzugeben.

In Bildern ausgedrückt, wären The Honey Trees auf jeden Fall einer der romantischsten Vintage-Mode-Blogs, auf die man heutzutage so stößt. Es wäre einer, in dem man sich durchaus verlieren kann.

Doreen Stoecke

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Albumteaser "Bright Fire"

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