Rezension

The Go! Team

The Scene Between


Highlights: The Scene Between // Waking The Jetstream // Catch Me On The Rebound
Genre: Indiepop
Sounds Like: The Avalanches // Los Campesinos

VÖ: 27.03.2015

Es gibt so ein Phänomen, das einem Menschen, der in unserer medial übersättigten Welt lebt, von Zeit zu Zeit begegnet: Man sieht einen Film, womöglich einen Actionfilm oder eine romantische Komödie, lehnt sich im Kinosessel zurück, futtert sein Popcorn und fühlt sich alles in allem gut unterhalten. Sobald aber der Abspann vorbei ist und man sich dessen vergewissert hat, dass auch wirklich keine Tiere bei den Dreharbeiten zu Schaden gekommen sind, ist es, als wären die letzten zwei Stunden nur noch eine Art visueller Brei. Es gibt nichts, was man über den Film noch sagen wollte, keine Szenen, über die diskutiert oder großartige Zitate, die wiederholt werden müssten. Man ist sich sicher: Der Film war nicht schlecht und das Geld nicht verschwendet, aber noch einmal schauen muss man das nicht. „The Scene Between“, das neue Album von The Go! Team, sind gewissermaßen der mittelmäßige Actionfilm der derzeitigen Indieszene: Kann man machen, muss man aber nicht. Nett, so lange es läuft, aber danach schnell vergessen.

Eigentlich gibt es The Go! Team zur Zeit ja auch gar nicht. Nach dem letzten Album „Rolling Blackouts“ haben die Bandmitglieder getrennte Wege eingeschlagen und sich mit ihren Privatleben oder anderen Musikprojekten beschäftigt. Aber dann hat es Bandleader Ian Parton doch wieder in den Fingern gejuckt: Ganz wie zu Zeiten des Debütalbums setzte er sich daran, im stillen Kämmerlein Lieder zu schreiben und zu komponieren, alle Instrumente und Samples aufzunehmen und zu möglichst melodischen Songs zusammenzusetzen. Und dann mussten natürlich noch Sängerinnen gefunden werden. Das ist so ein Spleen, den sich The Go! Team leisten. Auf den Alben werden die Vocals größtenteils von Gästen beigesteuert, live besorgt das Sängerin und Rapperin Ninja. Dieses Mal hatte sich Parton eine weitere Besonderheit für seine Vocals einfallen lassen: Die singenden Damen sollten ihm allesamt unbekannt sein. Herausgekommen ist am Ende dieses Prozesses ein Album, das trotzdem überraschend zusammenhängend klingt, wenn man bedenkt, dass es sich dabei im Prinzip um ein großes Puzzlespiel gehandelt hat. Größtenteils passen die einzelnen Versatzstücke gut zusammen und greifen sinnvoll ineinander. Aber hängen bleiben sie nicht.

Vor allem die Lieder, die am Anfang von „The Scene Between“ stehen, klingen wie eine vertonte Instagram-Werbung, #indie #summerfeeling #dreampop #palegrunge. Man nickt im Takt, schwelgt ein bisschen mit, dann wird man von einem der drei merkwürdigen Interludes aufgeschreckt und wenn man sich dann fragt, was man gerade eigentlich gehört hat, kann man es nicht wirklich sagen, #leichteUnterhaltung. Dabei ist „The Scene Between“ eigentlich gar keine leichte Kost, es wird gerauscht und gerappelt und gedröhnt und verzerrt, aber man wird den Eindruck irgendwie nicht los, dass es sich hier um ein relativ glattes Indiepop-Album handelt. Aber naja – das Album ist ja doch ganz unterhaltsam geworden. Man kann sich halt nur nach dem Hören nicht mehr wirklich dran erinnern, #ausdenOhrenausdemSinn.

Lisa Dücker

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