Rezension

The Go! Team

Proof Of Youth


Highlights: Doing It Right // Titanic Vandalism // Flashlight Fight
Genre: Indie // Funk // Big Beat // Dance // HipHop
Sounds Like: -

VÖ: 07.09.2007

Warnung: Der Konsum dieser Platte kann in Einzelfällen zu epileptischen Anfällen führen. Bei entsprechender Veranlagung konsultieren Sie vor dem Kauf Ihren Arzt oder Apotheker.

So oder so ähnlich könnte ein imaginärer Hinweis auf dem Albumcover lauten. Und das ist tatsächlich nicht einmal abwegig. Denn wer allergisch auf übermotivierte Zerfahrenheit reagiert, dem könnte „Proof Of Youth“, der zweite Longplayer des britischen Sechsers The Go! Team, sauer aufstoßen. Ja, die ADS-Crew aus Brighton ist wieder los, und zu allem Überfluss wurde deren Ritalin versehentlich auch noch mit Amphetaminen vertauscht. Also erstmal den Instrumentenladen des Vertrauens leergeräumt und dann ran ans Werk! So schnell wird der Akku jedenfalls nicht leer.

Wenn man sich schon zwei Schlagzeuger leistet, muss man wenigstens an deren Equipment sparen, die gesamtwirtschaftliche Lage war ja auch schon mal besser. Beim Go! Team sind wohl die Hi-Hats dran, denn die werden sowieso nicht benutzt. Geradezu charakteristisch ist der treibende Breakbeat, der mit schneidend klarem Rest-Beckensatz die Basis alles Schaffens bildet. Zweites Markenzeichen: Energisches Sprechgesang-Teamwork, das fast schon als zusätzliches Instrument durchgeht, wenn nicht Frontfrau Ninja gerade im Alleingang die Hörerschaft zu Boden rappt. Das war es aber auch schon an Konstanten. Der Rest, wie zum Beispiel die Tatsache, dass sich Ian Parton, das eigentliche Mastermind sowie Songwriter des Teams, auf der Bühne eher im Hintergrund hält, ist ein einziges Überraschungspaket!

So nervig, wie das Einstiegsriff vermuten lässt, geht es glücklicherweise nicht weiter. Trotz seiner Überdrehtheit ist „Proof Of Youth“ nämlich durchaus eingängig, und die omnipräsenten Streicher und Bläser aus der Konserve machen so manchen Track zur Hymne eines rasanten 70s-Roadmovies, den es leider nie gegeben hat. Man nehme zum Beispiel das überirdische „Titanic Vandalism“, das seinen Griff keine einzige Sekunde lang lockert. Wer sich dazu nicht mit einem Dauergrinsen im Gesicht animiert fühlt, die Tanzfläche, respektive das eigene Wohnzimmer zu rocken, dem kann wohl auch nicht mehr geholfen werden, außer vielleicht mit dem Ratschlag, die eigene Einstellung zum Konsum von Sedativa nochmals zu überdenken.

Obwohl „Proof Of Youth“ an vielen Stellen keine sonderlich große Distanz zum Vorgänger „Thunder, Lightning, Strike“ hält, ist aufkommende Langeweile hier nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Oder kann mir vielleicht irgendjemand eine Band nennen, die diesem strukturierten Chaos ähnelt? Was, keine Antwort? Um es vorwegzunehmen: Ich kenne auch keine. Warum auch Zeit mit der Suche danach vergeuden, solange man sich im selben Moment noch von High-Energy-Nummern wie „Doing It Right“ und „Flashlight Fight“ (letzteres übrigens ein Feature) den nötigen Endorphin-Schub verpassen lassen kann? Wer dieses Album hat, der braucht keine Drogen mehr.

Johannes Neuhauser

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