Man könnte ja fast meinen, dass die Get Up Kids eine ehemalige Genrebezeichnung, der sie gerne zugeordnet wurden, falsch verstanden haben: College Rock. Bezieht sich diese eigentlich nur auf die Undergroundradiostationen, die gewisse Bands besonders gerne spielten, mögen sich die Emo-Vorreiter (noch so eine blöde Bezeichnung) sieben Jahre nach dem letzten Album ja fast gedacht haben, mit zugenommenem Alter eine eventuelle Uni-Unbeschwertheit ablegen zu müssen – und „There Are Rules“ entsteht.

Wir erinnern uns: Als Band, die bei Vagrant erschien, waren die Get Up Kids nie allzuweit von einer gewissen Pop-Punkigkeit entfernt, ohne dabei je in dessen häufige Belanglosigkeit abzudriften – dennoch überzeugten sie mit Alben wie „Something To Write Home About“ und „Guilt Show“ stets durch bittersüße Indierocksongs, die man auch mit noch so viel Anspruch an die eigene Coolness mögen durfte.

Eben solche finden sich auf „There Are Rules“ hin und wieder noch – man nehme „Regent's Court“ oder „Pararelevant“ –, diese einstigen Stärken werden jedoch zunehmend von einem scheinbaren Versuch überdeckt, eventuell „erwachsener“, eventuell einfach nur düsterer klingen zu wollen. So knarzt und rumpelt es vielerorten an allen Ecken und Enden, der Bass knarzt bedrohlich vor sich hin, Gitarren werden gerne durch Synthesizer ergänzt/ersetzt („Automatic“) und das immense Wiedererkennungspotential von Matt Pryors Gesang wird immer wieder durch verzerrende Effekte verfremdet („Blythe“). Alles an sich nicht automatisch ein Schuss ins eigene Knie, aber im Falle der Get Up Kids dann doch eine Melange, in der die Ohrwürmer von damals einfach kein ihnen angemessenes Habitat mehr zu finden scheinen. Collegerock im Sinne von studentischer Unbefangenheit ist das wirklich nicht mehr – jedoch ebenso wenig in jenem Sinne, dass ihn noch sonderlich viele Radiosender werden spielen wollen.

Jan Martens

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