Rezension

The Futureheads

The Chaos


Highlights: Struck Dumb // Sun Goes Down // Jupiter
Genre: Indie-Rock // Pop-Punk
Sounds Like: Hot Club De Paris // The Rifles // Dartz! // Gang Of Four // Forward, Russia! // The Clash // The Dead 60s // Maximo Park

VÖ: 18.06.2010

Die Halbwertszeit britischer Gitarrenrockbands sinkt immer schneller, insbesondere dann, wenn diese Bands in den Hype-Jahren nach der Jahrtausendwende bekannt wurden. Die Futureheads aus Sunderland sind da keine Ausnahme, der große Durchbruch kam trotz des furiosen Debütalbums (das sich leider enormer Konkurrenz erwehren musste) nie und vom Schirm der Öffentlichkeit begann man so langsam zu verschwinden. Doch eines unterscheidet die Futureheads von anderen Bands, denen es so erging: Sie gaben nicht auf, gründeten kurzerhand ihr eigenes Label Nul Recordings und veröffentlichten schon ihr letztes Album "This Is Not The World" dort, schreiben weiter konstant gute Songs und touren extensiv. Ob mit "The Chaos" die Zeit für den internationalen Durchbruch endlich reif ist?

Das ist, so leid es einem für die sympathischen Jungs tut, zugegebenermaßen eher unwahrscheinlich. Zu sehr hat sich das Epizentrum der Welle an neuen Bands mittlerweile in Richtung New York verschoben, und auch reiner Gitarrenrock im Allgemeinen steht in der Gunst musikhungriger Hörer nicht mehr an erster Stelle. Andere Instrumente außer zwei Gitarren, einem Bass und einem Drumset benutzen die Futureheads nach wie vor, wenn überhaupt, nur punktuell, haben aber dadurch, dass alle vier Bandmitglieder singen, noch immer ein Alleinstellungsmerkmal für sich. Waren auf Album Nummer zwei und drei Barry Hydes Lead-Gesang und die Backing Vocals der anderen drei Futureheads klarer getrennt, versucht das Quartett auf "The Chaos" nun wieder, die Vocals aller Bandmitglieder gleichberechtigter zu gestalten. So ist beispielsweise an den Schlusstrack "Jupiter", der sowieso schon einige A-capella-Passagen beinhaltet und als Mix aus super-eingängigen Refrains und hektischen Strophen zu den Highlights der Platte gehört, noch ein zweiminütiger, sehr gelungener Hidden Track angehängt, den die Vier komplett a-cappella darbieten.

Über den Rest des Albums hinweg konzentriert man sich aber eher darauf, das Tempo nie schleifen zu lassen und je nach Song zwei bis vier Minuten lang eine Hookline nach der anderen abzufeuern. Die Single "Heartbeat Song" ist aber schon fast eine Spur zu harmoniesüchtig und klingt ein bisschen nach Weezer in 30 bpm schneller. Punk-Elemente sind auch zahlreich zu finden, wenn auch die ehemals rumpeligen Drums, die den Futureheads stets einen Lo-Fi-Touch verliehen, nun relativ straight gespielt werden. Die Gitarren dagegen sind schrammelig wie eh und je und haben immer ein paar abgehackte Gang-of-Four-Riffs auf Lager, sehr gut zu hören beispielsweise im verschachtelten "Stop The Noise". Der größte potentielle Hit der Platte ist aber wahrscheinlich "Struck Dumb", der klingt wie ein Best-Of des tanzflächentauglichen Brit-Rocks. "Sun Goes Down" ist zwar eher straight und simpel gestrickt und für die Futureheads damit ein sehr untypischer Song, hat aber ebenso viel Ohrwurmpotential. "The Chaos" ist ein gutes Album, das den auf den Vorgängeralben beschrittenen Weg weiter fortzeichnet, sich aber phasenweise etwas rauher und geradliniger gibt. Bleibt zu hoffen, dass die Hartnäckigkeit der Futureheads sich irgendwann auszahlt. Verdient hätten sie es allemal.

Johannes Neuhauser

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