Rezension

The Frames

The Cost


Highlights: Song For Someone // Falling Slowly // The Cost // Bad Bone
Genre: Irish Folkpop
Sounds Like: The Dears // Elbow // Coldplay // Seachange // Snow Patrol

VÖ: 24.11.2006

Irland. Saftig grüne Wiesen, wunderschöne Landstriche und die Meeresküsten haben ihren Namen noch verdient. Tagsüber lässt man sich von der puren Schönheit des Landes berauschen und abends gehts dann in den Pub um die Sau rauszulassen. Wer sich nicht von Weltverbesserer Bono und der Hirnschmelze der Frau Pilcher beeindrucken lässt, kann eigentlich nirgendwo glücklicher werden. Leider ist es aber nicht jedem vergönnt das dreiblättrige Kleeblatt zu finden. Das ist zwar schade, aber als Trost könnte man ja die nunmehr sechste Chance nutzen und sich ein Stückchen Irland nach Hause holen.

Warum The Frames immer noch ein Schattendasein fristen verstehe wer will. Im Prinzip bringt die Band aus Dublin alles mit, um es sich neben Coldplay auf dem Popthron bequem zu machen. Gerade jetzt zur stürmisch nassen Jahreszeit passen die melancholisch und melodieverliebten Songs mal sowas von in jedes Wohnzimmer, dass die Regenschirme erstmal geschlossen bleiben dürfen. Warum rausgehen und frieren, wenn man sich von "The Cost" innerlich wärmen lassen kann?

Wenn sich da in dem Titelsong die mitreißende Stimme von Sänger Glen Hansard durch die bleischwere Atmosphäre durchkämpft und dann schließlich dieses unnachahmliche Geigen/Gitarrensolo losbricht, geht das runter wie eine Tasse heiße Schokolade. Da stört es auch keineswegs, dass sich The Frames ein wenig in ihrem Genre umgeschaut haben. So ertappt man sich beim Opener "Song For Someone" nicht selten dabei, nochmal auf das CD Cover zu schauen. Nein, das sind nicht Elbow, sondern nur deren Vorliebe für gemächlichen Songaufbau und Steigerung am Schluss. Und die erste Single "Falling Slowly" ist auch nicht der neue Hit von den bereits angesprochenen Coldplay. Mal davon abgesehen, dass bezweifelt werden darf, ob Chris Martin und Co überhaupt noch so einen Song mit Killerrefrain zustande bringen, gelingt The Frames hiermit vielleicht eine der besten Umsetzungen des großen Themas "Das Leben ist schön aber hart" seit "Bittersweet Symphony".

Doch keine Angst, "The Cost" stürzt nicht in tiefe Depressionen. Die beruhigenden Gitarrenakkorde verschmelzen mit wunderschönen Klavierpassagen und der sehnsuchtsvollen Geige zu einer schützenden Decke, die sich sanft um den Hörer legt. Nur selten kommt es zu einem heftigeren Ausbruch und dann ist es auch nur meist Glen Hansard, der seine Stimme hebt, um seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Was vielleicht noch fehlt ist die Beständigkeit an großen Momenten. So flacht die Platte im Mittelteil etwas ab, steigert sich jedoch gen Ende vor allem durch den sagenhaften Abschluss "Bad Bone" wieder. Falls die Deutschlandfahnen an den Fassaden demnächst grün-weiß-orange sind, hier ist der Grund.

Benjamin Köhler

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