Rezension

The Divine Comedy

Bang Goes The Knighthood


Highlights: Down In The Street Below // The Complete Banker // At The Indie Disco // Assume The Perpendicular
Genre: Pop // Singer-Songwriter // Swing
Sounds Like: Duke Special // Rufus Wainwright // Ed Harcourt // Patrick Watson // Baby Dee

VÖ: 28.05.2010

Schon vier Jahre sind seit Neil Hannons letztem Album „Victory For The Comic Muse“ vergangen. Die Wartezeit auf ein neues Werk mag beträchtlich gewesen sein, auf eines ist jedoch Verlass: Bei The Divine Comedy bekommt man genau das, was man will – und das nun schon zum zehnten Mal. Auf „Bang Goes The Knighthood“ ist wieder alles da, was man an dem irischen Songwriter zu schätzen gelernt hat.

Mit „Down In The Street“ beginnt Hannon das Album zunächst etwas verhalten. Nachdem man sich von Hannons schwelgendem Gesang hat einlullen lassen, kommt aber aus der Ferne eine neue Klaviermelodie und verleiht dem Song ordentlich Schwung. Ein galoppierendes Schlagzeug kommt hinzu, Streicher und Bläser stimmen mit ein, nehmen einen an der Hand und ziehen einen mit sich in das Treiben unten auf der Straße, das Hannon in seinen bildhaften Versen beschreibt. „The Complete Banker“ hält sich zunächst auch alles offen, stolpert dann aber in einen wunderbar kraftvollen Refrain mit absteigender Basslinie, dessen Ausgelassenheit wieder einmal nur eine Fassade aufbaut, hinter der sich Neil Hannons sarkastische Worte verstecken.

So geht es Song für Song weiter auf „Bang Goes The Knighthood“ und man fragt sich jedes Mal von Neuem, wo Hannon nach über 20 Jahren Bandgeschichte diese ganzen pfiffigen Ideen hernimmt. Dadurch, dass er sich eine musikalische Nische gesucht hat, in der es besonders schwierig ist, nicht angestaubt zu klingen, läuft jedes Album von The Divine Comedy die Gefahr, den wahnwitzigen Balanceakt zwischen altmodischem, üppig instrumentiertem Schlager und cleverem zeitlosen Pop nicht zu meistern. Auch wenn dieses Mal vielleicht der große Singlehit fehlt, funktioniert „Bang Goes The Knighthood“ als Ganzes doch ganz hervorragend. Mal ist es ein überraschender Harmoniewechsel, mal ein unvermittelter Streichereinwurf, der die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich zieht. In den Momenten, in denen Hannon versucht, den Hörer an der Nase herumzuführen, macht sein zehntes Album besonders viel Spaß. Die Spannung, die entsteht, wenn er die Songs vor sich hin treiben lässt, bevor er dann alle Fäden meisterhaft zu einem kompakten Popsong zusammenführt, lässt einen nie das Interesse an seinen Songs verlieren, weil das Konzept einfach immer aufgeht. Keine Idee wird hier achtlos fallen gelassen, nichts passiert ohne Grund.

„Bang Goes The Knighthood“ mag nicht die musikalische Neuerfindung von The Divine Comedy sein, bietet jedoch wieder einmal wie gewohnt qualitativ hochwertiges Songwriting, wie es nur wenige hinbekommen. Dafür wartet man doch gerne ein paar Jahre.

Kilian Braungart

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