Rezension

The Cure
4:13 Dream
Highlights: Underneath The Stars // The Scream // It’s Over
Genre: Pop
Sounds Like: The Cure
VÖ: 24.10.2008

Nun ist es also so weit: “4:13 Dream”, das (wenn ich mich nicht verzählt habe) 15. Studioalbum der Band um Robert Smith, die sich zu jedem Album anders zusammensetzt. Aktuell besteht die Band aus eben jenem Smith, Simon Gallup, Porl Thompson und Jason Cooper. Das interessante daran ist, das derzeit niemand am Keyboard dabei ist, was man dem Album stark anmerkt. Ewige Keyboardflächen, die einen Großteil des typischen Cure-Sounds ausgemacht hatten, fehlen und sind mehr Gitarren gewichen.
Eigentlich gab es bislang nur zwei Varianten eines Cure-Songs: Die schnellen zwei- bis dreiminütigen Popnummern wie „In Between Days“ „Friday I’m In Love“ und als Gegensatz dazu epische Acht- bis Zehnminüter a la „Disintegration“ oder „The Promise“ vom letzten selbstbetitelten Album. Wie werden The Cure also 2008 vorgehen? Wieder nach Rezept, ein weiteres „Cure-Album-eben“ oder doch eine fast-Neuerfindung wie anno 2000 mit „Bloodflowers“?
Als Einstieg erwartet uns „Underneath The Stars“, ein Opener ganz im Stile eines „Plainsong“, inklusive langem Intro und schwermütigem Gitarrenspiel. Ein erster Vorbote eines „dark albums“? Nein, das solle erst 2009 erscheinen, so Smith. Der Schein trügt also, „Underneath The Stars“ bleibt in seiner Art ziemlich alleinstehend. „4:13 Dream“ ist also mal wieder ein Popalbum, die fröhlich-verspielte Seite (sofern man das bei Roberts Stimme überhaupt so nennen kann) der Band überwiegt. „The Only One” und „The Reasons Why” sind solche Lieder, die sich nahtlos an „In Between Days“, „The End Of The World“ im Cure-Oeuvre anschließen. Nicht schlecht, aber verzichtbar, weil nicht wirklich neu. Bei solchen Stücken klingen The Cure wie ihre eigene Coverband.
„Freakshow“ ist da anders. Zwar auch ein Popsong, aber groovt ohne Ende. Schräg, schnell und eingängig. „Siren Song“ läuft unter dem Motto "träumerische Halbballade", ein Schmachtfetzen, wie schon zu Dutzenden von der Band bekannt. So langsam müsste eigentlich jede mögliche Kombination des Satzes „…tell me you love me…“ mit Vor- und Nachsatz im Text durch sein. „The Real Snow White“ hängt sich vor allem an der Zeile „you got what I want“ auf und beschreibt – wer hätte es gedacht - eine weitere Liebesbekundung an unbekannt. Trotz allem ein guter Song. Mittlerweile sind wir bei der Mitte des Albums angelangt und gerade in diesem Teil wirkt die Band erschreckend kraftlos. Ist ja alles ganz nett, was einem da angeboten wird, aber irgendwie auch nichts Halbes und nichts Ganzes. Besserung scheint nicht in Sicht. Oder doch? „Switch“, auch ein schnelleres Stück, beginnt zunächst mit einem schrägen Gitarrenspiel, darüber beklagt sich Smith über seinen Unmut, allein und gelangweilt durch die Welt zu wandeln. Obgleich man so seine Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Textes haben kann: Der Song ist gelungen. „The Perfect Boy“ und „Here And Now. With You“ vergisst man Sekunden nach dem Hören wieder. Aus den Ohren, aus dem Sinn, austauschbar.
Nur noch drei Stücke, ob The Cure es nochmal rausreißen können? Sie können. „Sleep When I’m Dead“ klingt wesentlich besser als die Single-Version und das darauf folgende „The Scream“ windet sich zunächst unscheinbar in die Gehörgänge, verstört, bis circa in der Mitte des Stückes scheinbar alle Kraft, die noch in der Stimme des knapp Fünfzigjährigen steckt, gebündelt wird – eben zu einem langem Schrei. Schreien gegen den Verfall, gegen Eintönigkeit, ankämpfen gegen die Verzweiflung. Ach, wie schön der Robert noch leiden kann. Das erinnert an dunkle Nächte, mit einer knisternden "Disintegration" auf dem Plattenspieler. Zum Abschluss gibt es dann nochmal Krach. „It’s Over“ ist so etwas wie die 2008er Version von „The Kiss“. Passt gut als Abschluss und Rausschmeißer und weckt wieder Hoffnung, dass es noch nicht vorbei ist, mit sehr guten Stücken einer Band namens The Cure.
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