Rezension

The Cavalera Conspiracy

Inflikted


Highlights: Dark Ark // Hex // Sanctuary
Genre: Metal
Sounds Like: Soulfly // Sepultura // Pantera // Machine Head

VÖ: 28.03.2008

Da soll noch einmal jemand sagen, im Metal gäbe es keine Seifenopern. Demjenigen sei angeraten, sich einmal mit der Lebens- und Leidensgeschichte der beiden Cavalera-Brüder Max und Igor auseinanderzusetzen. 1996 war es, dass die beiden, damals bei Sepultura aktiv, sich so tief zerstritten, dass es hieß, sie würden nie wieder ein Wort miteinander reden wollen. Max gründete Soulfly, Igor blieb bei Sepultura und so verging ein Jahr nach dem anderen, in denen sich beide nichts zu sagen hatten. Dann entschloss sich einer der beiden, über den eigenen Schatten zu springen, um einer Versöhnung den Boden zu bereiten. Man fand sich wieder und begab sich voller Lebensfreude und altem Elan ins Studio, um „Inflikted“, das erste Album der neugegründeten Cavalera Conspiracy aufzunehmen.

Zurück zu den Wurzeln? Sepultura und Soulfly wurden unter anderem weltweit bekannt, weil es ihnen gelang, Thrash-Metal mit den musikalischen Einflüssen der Herkunft der beiden – Brasilien – zu verbinden. Ob „Roots Bloody Roots“ oder „Back To The Primitive“, stets traf harter Metal auf südamerikanische Einflüsse, die bisweilen gar für Entspannung zwischendurch sorgten. Diese Zeiten sind auf „Inflikted“ leider vorbei, Cavalera Conspiracy liefern stattdessen lieber eine „klassische“ Metalplatte, zu der breitbeinig die Haare geschüttelt werden dürfen. Sie erfinden so weder sich, noch den Metal neu, liefern Altbekanntes, allerdings auf einem hohen Niveau.

Diese Platte ist auch ein Album der Situationen. Es kommt ganz auf die Stimmung an, wann und wo es wie wirkt. Schlechte Laune nach nicht bestandener Prüfung? Optimal. Morgens aufstehen? Super. Verkatert aufstehen? Besser nicht. Stumpfes Gebolze trifft auf martialische Texte – wobei ersteres nicht mal negativ ist, auch solche Gewaltakte haben ihre Daseinsberechtigung. Typische Doublebass-Prügeleien, tonnenschwere Gitarrenriffs, treibendes Nach-vorne-spielen. Alles wie aus dem Lehrbuch. Selten, wie beispielsweise in den letzten Zuckungen von „Dark Ark“ (oder Black Ark, wie der Song genau heißt, darüber streiten sich Cover und Booklet ein wenig), hört man es dann doch. Für Sekunden nur, durch kurze Gitarrenspielereien war wieder zu merken, wo die Cavaleras ihren Ursprung hatten.

Wenn man also außen vor lässt, was die Beteiligten im Verlauf ihres Lebens schon geschaffen haben, kann man hier von einem Metalalbum sprechen, das einen sicheren Weg gegangen ist. Jeder einzelne Song ist so konzipiert, dass er live wohl ein potentieller Moshpitbrecher ist, so dass selbst ich als einigermaßen trainierter Mensch dort nach zwei Minuten umfallen würde. Dennoch bleibt im Hinterkopf, was dereinst über Audioslave gesagt wurde: Potential der Beteiligten nicht komplett ausgeschöpft. Schade.

Klaus Porst

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!