Rezension

The Books

The Way Out


Highlights: We Bought The Flood // Free Translator
Genre: Experimental // Jazz // Elektro // Chill-Out
Sounds Like: Tortoise // Aphex Twin // Beck // Animal Collective

VÖ: 23.07.2010

Um sich an eine Platte – oder sagen wir besser, musikalische Konstruktion – der Books heranzuwagen, muss man sich die Herangehensweise der zwei Soundtüftler aus New York City erstmal vor Augen führen. Tut man das nicht, so wird man nach einem Hördurchgang vermutlich mit den Gedanken ausschließlich bei der nächstgelegenen Bahnstation sein.

The Books, das sind Nick Zammuto und Paul de Jong, und die beiden arbeiten wie folgt: De Jongs liebstes Hobby ist es, schräge Soundschnipsel, abgedrehtes Tonmaterial zu sammeln, welches längst frei von Urheberrechten ist. Und zwar sind das nicht etwa Schnipsel bekannter Bands oder aus bekannten Songs, sondern Dinge wie ein Dialog aus einer Fernsehserie der sechziger Jahre, ein alter Werbespot oder Ähnliches. Das Ganze wird dann einmal durch den musikalischen Mixer gejagt, was heißt: Zerstückelt, neu zusammengesetzt, geloopt, bis ein Gesangs- oder Sprechsound entstanden ist, der mitunter an satanische Botschaften erinnert. Ist dieser Part erledigt, so kommt der zweite der beiden Soundfreaks ins Spiel: Zammuto bastelt eine schöne Melodie, praktisch einen Song oder auch einfach nur einen Beat unter das von de Jong gewollt erzeugte Gewurschtel. Fertig ist ein neuer Books-Song.

Weiß man vor dem Hören nicht, wie das abläuft, so wird man mit dem Books-Sound schlichtweg überfordert sein: Es klingt dann nach mehr oder weniger vertrackter Frickelei – doch überschreitet es diesen Status auch bei Kenntnis der Materie? Zur Kategorie Easy-Listening zählt das Duo auch für den, der sich damit beschäftigt hat, sicher nicht. The Books machen Musik, oder, besser gesagt, Sound, für diejenigen, die nicht minder freakig sind als Zammuto und de Jong es zu sein scheinen. Musik für ein Akademikerpublikum, Musik für die grauen Zellen, nicht für den großen roten Muskel in der Brust.

Natürlich hört man ab und zu mit dem Gehirn Musik – aber eben nicht immer. Sprich: "The Way Out" ist keine Platte für jede Zeit. Sie ist interessant – aber nicht ergreifend. Mit einem Glas Rotwein kann man ihr einen oder mehrere Rundläufe gönnen – wird dann aber froh sein, sich leicht angeschäkert zu seichter Akustikmusik oder Vergleichbarem entspannen zu können.

Daniel Waldhuber

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