Rezension

The Black Hotels

Honey Badger


Highlights: No Sign Of Science // Neon // In Your Hands // Goodbye Josh
Genre: Indie // New Wave // Singer & Songwriter
Sounds Like: Editors // British Sea Power // The Courteeners

VÖ: 01.04.2011

Südafrika genießt nicht gerade den Ruf einer popkulturellen Hochburg. Ob es der Ignoranz der europäischen Musikmagazine geschuldet ist oder ob das Geröhre der Vuvuzelas im WM-Jahr 2010 jegliche Verständigungsgrundlage malträtiert hat, bleibt offen. Fakt ist: Südafrikas Musik ist bislang ein schwarzer Fleck auf der Landkarte des Pop.

Doch wozu gibt es das Internet? So bekamen The Black Hotels vom Kap dieses Jahr die Chance, ihr Album "Honey Badger" durch einschlägige Musikportale zu vertreiben. Und wovon kaum jemand Notiz genommen haben dürfte, dahinter verbirgt sich ein wahres Kleinod, ja, eines der besten Alben des Jahres.

Bestimmt, pushend, schnell beginnt die Alternative-Platte, in bester Editors-Manier werden große Synthesizer mit rockenden Gitarren gekreuzt. Klares Distinktionsmerkmal ist ab der ersten Zeile der duettartige Gesang, zunächst noch reichlich verzerrt. "Then the rain came like it never came before". Genau vier Minuten reißt "Neon" ein vielversprechendes und düsteres Pop-Rock-Feld auf, das die Band im nächsten Atemzug wieder verwirft. Was folgt, ist nicht ein weiterer Song im Stile von Editors' "Papillon", sondern im Gegenteil eine getragene Indie-Nummer. "Goodbye Josh" eröffnet mit Violine, ein paar Takte lang hören wir nur die klare Stimme von John Boyd, dann tritt Lisa Campell hinzu und bevor die ersten beiden Songs vorbei sind, werden zwei Dinge klar: Das klingt frisch und zugleich vertraut. Und die Soundbreite von The Black Hotels ist sehr groß.

So schwankt "Honey Badger" wie eine Kogge in den Passatwinden hin und her zwischen dramatisch tief hallenden Gitarren eingebettet in orchestrale Geigen ("No Sign of Science", "In Your Hands"), Synthies ("Kings") und der Lagerfeuerromantik des Singer-Songwritertums ("It Has Begun"). Revolutionär wird es nirgends, dafür verfolgen die 12 Tracks alle Erfolgskonzepte guter Popmusik: Die Lyrics sind gut zu verstehen, die Harmonien sind wohlig und das Schlagzeug treibt die gesamte Platte mit großer Intensität voran. Vor allem aber spannt sich ein klanglicher roter Faden in Form der Stimmen von Campell und Boyd durch das Werk. Damit keine Langeweile aufkommt, wird wie in "It Has Begun" flugs eine Hammond-Orgel aus dem Ärmel geschüttelt. Den Abschluss bildet dann wieder eine New-Wave-Nummer. "In My House" schließt den Kreis zum Anfang und offenbart auch textlich die Affinität zum anglosächsischen Sprachraum: "A hammer falls on an English auctioneer." Groß.

Mischa Karth

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No Sign of Science
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