Rezension

The Black Box Revelation

My Perception


Highlights: Shadowman // Sealed With Thorns // Young Boys
Genre: Garage-Rock // Prog-Rock
Sounds Like: Led Zeppelin // The White Stripes // BRMC

VÖ: 30.09.2011

"Uns doch egal, ob jemand unsere Musik zugänglich findet", scheint das Leitmotiv von Jan Paternoster und Dries van Dijck zu sein. Und so macht das belgische Duo, das unter dem Namen The Black Box Revelation firmiert, in Sachen Hörerkompatibilität auf seinem dritten Album "My Perception" vieles verkehrt, was man verkehrt machen kann, wenn man Zuhörer gewinnen will. Nach wenigen Sekunden kommt ein schnodderiges "Uhhhhhh..., maaad-houuuuse" dahergerotzt, und mitsamt schrammeliger Gitarren klingt das ungefähr so attraktiv wie Marzahn-Hellersdorf. Man möchte gleich wieder auschalten. Das liegt auch an Paternosters Stimme, die – gelinde gesagt – Schwierigkeiten mit den korrekten Tonhöhen hat.

Mangelnde Griffigkeit beim Zuhören zieht sich wie ein roter Faden durch die erste Hälfte des Albums. Selbst "Skin" – fast schon ein Prog-Rock-Song – wirkt merkwürdig schwammig. Müßig darüber zu diskutieren, ob die kompositorische Leere an der konzeptuellen Unterbesetzung der Band liegt: Zwei Leute sind nun mal nicht drei oder vier, aber durch digitale Aufnahmetechniken lässt sich heutzutage ja praktisch alles "simulieren".

Doch es wäre schade ums verfrühte Abschalten: Je weiter "My Perception" voranschreitet, desto stärker wird es. "White Unicorns" nimmt zwei Gänge heraus und bandelt nicht nur dem Namen nach mit The White Stripes an: Tolle SlowRock-Nummer. Durch "Shadowman" groovt sich ein Bass, der sich gewaschen hat, dazu gibt es im Wechsel Fuzzy Vocals und gehauchte Lyrics: "Shadow-, shadow-, shadowman". "New Sun" ist eine Art dreiminütiges StonerRock-Intermezzo, das auf den besten Song des Albums hinsteuert: "Sealed With Thorns". Der Sechsminüter lässt verstehen, warum die Belgier Led Zeppelin als eines ihrer musikalischen Vorbilder angegeben haben: Minutenlanges Gitarrensolo, starke Effekte. Gleiches gilt für "Young Boys", in dem Paternosters Stimme durch Unmengen an Hall ins rechte Licht gerückt wird – und unterstützt durch die verschleppten Tempowechsel merklich zum Gelingen des Songs beiträgt.

Warum Paternoster und van Dijck die wahnnsinnig guten Tracks "Sealed With Thorns" und "Young Boys" nicht an den Anfang gestellt haben? Schwer zu sagen, vielleicht wollen sie ausschließlich von Leuten gehört werden, die sich mehr als nur oberflächlich mit ihrer Musik beschäftigen...

Mischa Karth

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