Rezension
The Avett Brothers
The Carpenter
Highlights: Pretty Girl From Michigan // I Never Knew You
Genre: Indie-Folk
Sounds Like: Mumford & Sons // The Head And The Heart // The Lumineers // Dawes
VÖ: 30.11.2012
Es passierte bei der 53. Verleihung der Grammy Awards vor fast 3 Jahren: Die Avett Brothers standen auf der Bühne des Staples Center in Los Angeles und performten den Song „Head Full Of Doubt, Road Full of Promise“ von ihrem 2009 erschienenen Erfolgsalbum „I And Love And You“. Mit Ihnen on stage waren sowohl Mumford & Sons, die mit „The Cave“ gekonnt routiniert ihr Banjo-Gedudel runterspielten, als auch Bob Dylan, der beim Spielen von „Maggies’s Farm“ wie ein Schatten seiner selbst wirkte. So waren es am Ende überraschenderweise die Avett Brothers, die vor Spielfreude und Leichtigkeit nur so trotzten und das erlesene Grammy-Publikum mit ihrem Countryfolk voll und ganz entzückten.
Drei Jahre später erscheint nun mit „The Carpenter“ das siebte Album der Folkband aus North Carolina – eine erneut von Rick Rubin produzierte Platte, die laut Aussage der Band den Reifeprozess der vergangenen Jahre zusammenfasst. Das Älterwerden, das Kinderkriegen, die zunehmende Verantwortung, das Zur-Ruhe-Kommen. Songtitel wie „Live And Die“ oder „A Father’s First Spring“ unterstreichen das Ganze, Songzeilen wie „Things Change And Get Strange With This Movement Of Time“ sollen auch dem Letzten klar machen, dass die Avett Brothers erwachsen wurden. Nur leider machten die Avett Brothers bei ihrem Reifeprozess einen großen Fehler: Sie verwechselten erwachsen werden mit langweilig werden.
Keiner der insgesamt zwölf Songs von „The Carpenter“ kommt auch nur ansatzweise an einen der Krachersongs von „I And Love And You“ heran. Von der einstigen Unbeschwertheit und Spielfreude ist nichts mehr vorhanden, stattdessen ist das Album geprägt von einfallsloser Monotonie und purer Eintönigkeit. Egal ob mit Pathos („Down With The Shine“), Besinnlichkeit („February Seven“) oder schnellerem Gefiedel („Geraldine“) – am Ende bleibt es ein Album, das wohl dieses Jahr auf keinem Wunschzettel für das Christkind stehen wird. Stattdessen sollte man sich dann eher das neue Bob-Dylan-Album unter den Tannenbaum legen – dem 71-jährigen gelang nämlich mit seinem mittlerweile 35. Studioalbum „Tempest“ dieses Jahr endlich mal wieder ein kleines Meisterwerk. Ein Trostpflaster also für die Avett Brothers, denn der Altmeister des Country hat seinen Werdegang auch mit mehr als nur einem schlechten Album gepflastert. Bei den Avett Brothers ist es dieses Mal der erste Fehltritt, hoffen wir mal nicht, dass es noch 35 weitere Alben braucht, bis mal wieder ein gutes kommt.
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