Rezension

The Aim Of Design Is To Define Space

AIMTHUSIASM


Highlights: Mein See Hat Viele Ufer // Geboren im Winter // Berliner Messe
Genre: Pop
Sounds Like: The Rakes // Mit // Die Türen // Maximo Park // LCD Soundsystem

VÖ: 22.02.2008

Brauchen wir wirklich originär deutschen, tanzflächenorientierten Electro-Post-Punk? Reichen nicht die englischen und amerikanischen Originale und Klone der letzten Jahre? Bisher hätte ich gesagt: Neinneinnein, bzw. Jajaja. Verirre ich mich zum Beispiel auf die Myspace-Seite von Mit, gähne ich nach zwanzig Sekunden. Apropos Mitmitmit: Wie diese bei Haute Areal erscheinend, legen The Aim of Design is to Define Space (kurz Aim of Design, hier sogar nur Aim im folgenden) nun mit „Aimthusiasm“ ein Album vor, das … mich auf dem falschen Fuss erwischt, zwingend ist, und meine Einstellung überdenken lässt.

Das Ziel von Design ist die Definition von Raum. Ein Satz wie aus einem Kunstlexikon. Kunsthochschulmusik, egal ob in echt oder nur gefaket. Acht große Popsongs. Tanzbar, noch mehr sicher in Remixen. Hymnisch. Das ganz große Popkino. Dazu Texte, zwischen grenzdebil und hochintellektuell, kryptisch und platt, je nach Wunsch des Hörers.

Ob in diesem Kontext die sich scheinbar ewig dahin ziehende Ballade „Einsam ist die Leserin“ wirklich im Zentrum der Platte korrekt aufgehoben ist, oder ob „Mein See hat viele Ufer“ wirklich am Ende und am Anfang des Albums vorkommen muss, sei dahingestellt, aber … diese Songtitel, … dazu diese Intensität der Gitarren – da ist doch irgendwo ein Synthesizer. Ich bin verzückt, so richtig.

Die Texte. Keine großen Mitsingsongs, keine Slogans. Design in Worte gegossen. Lyrik zum Hören. Die Band will Avantgarde sein, zumindest in den Texten gelingt Aim das.

Ihr wollt die Voltaire, die Polarkreis 18 für 2008. Mit The Aim of Design is to Define Space habt ihr sie gefunden, auch wenn sie schon länger dabei sind.

Vielleicht ordne ich die Brandenburger Jungs auch falsch ein. Vielleicht machen sie gar nicht Post-Punk mit Tanzeinschlag. Vielleicht machen sie Synthiepop, geschult an den großen internationalen Vorbildern und den ehemals ostdeutschen Düsterbands von Inchtabokatables bis … nicht bis Tokio Hotel. Das würde erklären, wieso Texte und Musik bei mir sofort etwas auslösen, wieso in der Flut von Musik, die das Netz und meine Ohren durchspült, Aimthusiasm mich erreicht.

Oliver Bothe

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