Rezension

The Afghan Whigs

In Spades


Highlights: Arabian Heights // Oriole // Light As A Feather
Genre: Alternative Rock
Sounds Like: The Twilight Singers // Pixies // Screaming Trees

VÖ: 05.05.2017

"In Spades" ist das zweite Album seit der Afghan-Whigs-Reunion und hat mehr von Greg Dullis Zeit bei den Twilight Singers als von "Gentleman" oder "Black Love". Das ist nicht besonders verwunderlich, da inzwischen der Anteil der Twilight-Singers-Mitglieder den der Afghan-Whigs-Urbesetzung deutlich übertrifft, neben Dulli ist von damals nur noch Bassist John Curley dabei.

Hach, Greg Dulli. Er könnte einen vermutlich auch damit berühren und mitreißen, wenn er die Zeitansage singen würde. Glücklicherweise setzt er stattdessen auf spannendere Themen wie eine Beziehung kurz vor dem Kollaps oder den Weltuntergang. Unwiderstehlich lässt er den Hörer an seinen inneren Dämonen teilhaben. "In Spades" ist dreckig, rau, düster und dennoch voller Harmonien. Dabei ist die Anzahl der Tonspuren unheimlich hoch und zu Songs, die wohl auch in klassischer Bandbesetzung funktioniert hätten, gesellen sich Streicher, Bläser und Pianoklänge, was keinesfalls überfrachtet wirkt, sondern zu einer Atmosphäre führt, in die man tief eintauchen und sich darin treiben lassen kann.

Der Opener "Birdland" stellt direkt eine kleine Herausforderung an den Hörer dar: Zwischen dem kratzig-zärtlich gehauchten Songtext mit sanfter Melodie ertönt alle paar Sekunden ein Chor mit einem kurzen und lauten ‘Huh’. Ein eher ungewöhnlicher, aber dennoch treffender Gegenpol, wenn man sich darauf einlässt. Das im nahtlosen Übergang folgende "Arabian Heights" glänzt vor allem durch seine treibenden Drums und die bedrohlich wirkenden Gitarren. "Light As A Feather" beginnt mit funkigen Versatzstücken, nimmt dann rockige Gitarrenriffs dazu und spielt dabei extrem geschickt mit dem Gaspedal.

Die Laufzeit von "In Spades" beträgt gerade einmal 36 Minuten. Wenn aber jeder Song so dicht und intensiv ist, verzichtet man doch lieber auf nur streckendes Mittelmaß und genießt stattdessen jede einzelne Sekunde des großartig produzierten Albums, das man auf guten Boxen oder Kopfhörern konsumieren sollte, da sich ansonsten die vielen Tonspuren in einen unspektakulären Brei verwandeln können.

Marcel Eike

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