Rezension

Tegan And Sara

The Con


Highlights: Relief Next To Me // The Con // Like O, Like H // Nineteen
Genre: Indiepop
Sounds Like: Nada Surf // An Horse // The Twigs // Death Cab For Cutie // Laura Imbruglia // Dover

VÖ: 29.02.2008

(Lange) nach Erscheinen ihres Vorgängerwerkes „So Jealous“ wurde man hierzulande so langsam auf Tegan und Sara aufmerksam. Die Fangemeinde der eineiigen Zwillinge aus Kanada wächst, und wächst, und wächst. Dann – im Sommer 2007 - sollte das fünfte Werk „The Con“ erscheinen. Tat es aber nicht. Die Tour spielten sie trotzdem. Und zwar in komplett ausverkauften Clubs. Jetzt, knapp ein halbes Jahr später, ist es soweit, und man merkt: Da hat sich doch so einiges verändert.

Das Album beginnt ungewohnt düster. Schon der ruhige Opener „I Was Married“, in dem sowohl bestimmt als auch leicht gehaucht gesungen wird, klingt nach anderthalb Minuten Nachdenklichkeit, Starre und Blick aus dem Fenster. Soweit nicht ungewöhnlich. Doch blickte man bei „So Jealous“ noch hinaus in den Sonnenschein, schaut man hier bereits in die kühle Dämmerung. Tegan und Sara verlassen zunächst das fröhliche Popzimmer und betreten einen Raum, in dem sie einen weiteren Lichtschalter ausknipsen.

Den Gesang teilen sich die beiden jedoch nach wie vor. Dabei singen sie gleichzeitig unterschiedliche Melodien über Herzschmerz und eigene Gefühlszustände, ohne auf ihrer Homosexualität herumzureiten. Sie klingen hier und da mal ein wenig schräg aber doch gut, und schmelzen immer zu einem einheitlichen, kraftvollen, ja hymnischen Höhepunkt zusammen. Somit schaffen sie wieder einmal Melodien, die den Kopf nicht mehr verlassen wollen. Besonders im zwar poppigen, aber doch sehr dunklen „Relief Next To Me“ wird man Zeuge der wohl cleversten Hookline des Jahres. Selbst im ungewohnt elektronischen „Are You Ten Years Ago“ wahren sie ihre Zweistimmigkeit, und für das beinahe mystische „Knife Going In“ holten sie sich Saitenzupfkünstlerin Kaki King ins Boot.

Eingeladen wurden übrigens auch Ex-Weezer und Jetzt-The-Rentals-Mitglied Matt Sharp sowie Hunter Burgan (A.F.I.), die sich die Bassgitarre teilten. "Death Cab for Cuties"-Drummer Jason McGerr wirkte ebenfalls auf „The Con“ mit. Aufgenommen wurden manche Elemente sogar in Sara´s Kleiderschrank.

War ihr Vorgängerwerk überwiegend fröhlich-poppig, schaffen sie nun Räume, in denen sie Fenster öffnen für elektronische Einflüsse, New Wave, Düsternis und vor allem Reife. Gewohnt süße, etwas rotzige und lässige Songs wie „Back In Your Head“ werden jedoch nicht gänzlich verdrängt, und auch romantisch-minimalistische Klavier-Gitarren-Stücke wie „Soil Soil“ und „Call It Off“ laden zum In-Gedanken-versinken ein.

„The Con“ ist ein Haus mit vielen Türen, durch das Lieder über Liebe mal hüpfen, mal schweben. Und könnte mit Sicherheit zu den anspruchsvollsten Indiepopplatten des Jahres gezählt werden.

Stefanie Graze

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