Rezension

Team Me

Blind As Night


Highlights: F Is For Faker // Did We Lose Something Here? // Are You Still In Love // Steven
Genre: Indiepop // Folkpop
Sounds Like: Fanfarlo // Sufjan Stevens // Friska Viljor

VÖ: 30.01.2015

Wenn man das Video zu Team Mes Vorabsingle „Blind As Night“ sieht, kann man als Freund ihres Debütalbums schon mal ins Stutzen kommen. In abgehackten und rückwärts laufenden Bewegungen bewegen sich Bandmitglieder durch Wald und See oder posieren vor gigantischen Seifenblasen. Dazu ist die Musik zwar irgendwie schon typisch Team Me, aber es wirkt alles düster und passend zu den Bildern etwas verstörend. Es sind all die Elemente da, die „To The Treetops“ zu einem kleinen Juwel des euphorischen Indiepop gemacht hatten: ausufernde Strukturen, choraler Gesang, gegenläufige Melodiebögen verschiedener Instrumente. Aber irgendwie scheint dem Sextett die Leichtigkeit abhanden gekommen zu sein. Ob sie wohl im immerdunklen norwegischen Winter eine Portion zu viel Melancholie abbekommen haben? Der Rest des Albums beruhigt die aufgebrachten Gemüter: Team Me ist die Lebensfreude keineswegs abhanden gekommen. Aber sie hat sich anscheinend weiterentwickelt.

Auf ihrem zweiten Album klingen Team Me nicht mehr so uneingeschränkt wie knuffige, stets gut gelaunte Plüschtierchen. Das ist gut, denn eine solche Attitüde ist meistens auf Dauer eher anstrengend, wenn sie nicht zur Lebensweise erhoben wird wie etwa bei I Am Barcelona. Die vollere Instrumentierung passt jetzt eigentlich viel besser zu den Texten, die noch nie ganz frei von negativen Gedanken waren. Es wirkt schon nach wie vor wie ein großes Kuddelmuddel und wäre von weniger als sechs Leuten wahrscheinlich auch gar nicht zu meistern. Hier ein Kinderchor, da ein paar Streicher oder ein Xylophon und im Hintergrund immer das treibende Schlagzeug. Und auch die Euphorie ist natürlich nicht ganz verschwunden. Lieder wie die Singles „Kick & Curse“ und „F Is For Faker“ strotzen nur so vor Energie und guter Laune.

Gerade deshalb aber kann ein Lied wie „Steven“ so sehr hervorstechen. In den Strophen sehr umsichtig von wenigen Instrumenten untermalt, singt Elida Inman, die 2012 zur Band gestoßen ist, so schön ihren traurigen, aber hoffnungsvollen Text, dass man sich fragen muss, warum die gute Frau nicht häufiger vom Keyboard ans Mikro wechseln darf, um Sänger Marius Drogsås Hagen zu unterstützen. Man könnte sich auch hervorragend vorstellen, wie die beiden sich in der Manier von The Head & The Heart im Wechselgesang ergänzen. Schön zu sehen, dass bei Team Me also, obwohl sie nach wie vor alles richtig machen, noch immer Luft nach oben, nach vorne und zur Seite ist. Das macht Hoffnung für die Zukunft!

Lisa Dücker

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