Rezension

Taken By Trees

East Of Eden


Highlights: Anna // My Boys
Genre: Sufi-Musik // Pop
Sounds Like: Nusrat Fateh Ali Khan // Yeasayer // Animal Collective

VÖ: 04.09.2009

Musiker schreiben ihre Songs immer aus einem bestimmten Umfeld heraus. Während bei Bon Ivers Justin Vernon die absolute Einsamkeit seine Kreativität anregte, verarbeiten Andere Eindrücke aus dem Tourleben oder lassen sich wie Zach Condon durch das Reisen selbst inspirieren. Ähnlich hielt es auch die ehemalige Concretes-Sängerin Victoria Bergsman: Für die Aufnahmen ihres zweiten Albums unter dem Namen Taken By Trees machte sie sich mit ihrem Gitarristen Andreas Söderström nach Pakistan auf, um dort mit pakistanischen Musikern an „East Of Eden“ zu arbeiten. Dass ein solches Vorhaben Bergsman vor einige Probleme stellen würde, kann man sich denken. Neben den täglichen Stromausfällen war insbesondere das Zusammenstellen einer Band die größte Schwierigkeit. Nicht jeder Musiker, auf den Bergsman traf, konnte sich mit dem Gedanken anfreunden, an einem Projekt mitzuarbeiten, das eine Frau leitete. Letztlich trug aber die Arbeit in Pakistan doch Früchte, und Bergsman kehrte mit einem Haufen Aufnahmen im Gepäck nach Schweden zurück.

Diese außergewöhnliche Entstehungsgeschichte hört man „East Of Eden“ in jedem Moment an. Wer von den Umständen weiß, unter denen dieses Album entstanden ist, wird die Songs nur schwer aus ihrem Kontext herauslösen können. Wenn der Opener „To Lose Someone“ seinen Rhythmus findet, auf dessen Grundlage sich Gitarre und Flöte bewegen, wird man schnell ein Bild vor Augen haben, das dem wunderschönen Albumcover gleicht. Bis auf „Wapas Karna“, in dem allein pakistanische Musiker zu hören sind, weisen die Songs große stilistische Ähnlichkeiten auf. Neben Andreas Söderströms souveränem Gitarrenspiel, das den Songs eine angenehme Leichtigkeit verleiht, ist es natürlich Victoria Bergsmans Stimme, die sich überraschend gut in die östliche Musik einfügt, und dem zum Teil etwas hektischen Spiel der übrigen Musiker den Wind aus den Segeln nimmt.

„East Of Eden“ klingt homogen und lebendig, ist aber längst nicht so aufregend, wie man es anhand seiner Entstehungsgeschichte erwarten würde. So sticht beim Durchhören des Albums vor allem das entspannte Cover von Animal Collectives „My Girls“ (hier unter dem Namen „My Boys”) hervor, bei dem man ständig damit rechnet, dass die wackelige Rhythmussektion den Kurs verliert. Der andere Song auf diesem Album, der eine Assoziation mit Animal Collective aufkommen lässt, da Noah Lennox ihm seine Stimme leiht, ist das wunderbar beschwingte „Anna“, dessen Refrain einem nicht so schnell wieder aus dem Kopf geht. So bleibt „East Of Eden“ ein Album, das zwar nett anzuhören ist, aber nicht alle Erwartungen erfüllt.

Kilian Braungart

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