Rezension

Sven Väth In The Mix
Sound Of The Twelfth Season
Highlights: There Will Be Singing // Dulceria // Let Me Count The Ways // Yours // Ghost
Genre: Techno // House
Sounds Like: Efdemin // Mark E // DJ Hell
VÖ: 18.11.2011

Sven Väth, zumindest latent megalomaner Hesse und „Babba“ des Frankfurter Cocoon, präsentiert seinen Rückblick auf die zwölfte Saison, wobei die Ibiza-Tauglichkeit im Fokus steht. Natürlich macht die Doppel-CD nichts falsch und bedient nicht nur die Partymeute stimmungssicher, sondern beweist mit Efdemin, Mark E, Aufgang, Steffi und Omar S auch Geschmackssicherheit. Dennoch ist der Mehrwert dieser Compilation begrenzt und der Reiz geht nicht über den einer Nebenherbeschallung hinaus. Das ist unaufdringlicher Autofahr-Techno oder auch unauffällige Rechnerarbeits-Untermalung.
Das gesagt, muss festgestellt werden, dass die Eröffnung mit Kozes Remix von Efdemins „There Will Be Singing“ darüber hinausweist und in seiner elektronischen Verzahnung verschiedener Klangebenen durchaus begeistert. Aber schon im nächsten Moment zeigt Dense & Pikas „Vomee“, dass auf „The Sound Of The Twelfth Season“ stumpf doch eher Trumpf ist – ohne zu stören. Spätestens bei Boys Noize' „Adonis“ als orientalisch angehauchter Balearen-Wuchtbrumme scheitert das aufmerksame Zuhören. Das Gehirn schaltet ab. Justin Vandervolgens „Clapping Song“ mag interessante Einfälle umfassen, diese tragen ebenso wenig über fünf wie Väths Mix über 160 Minuten. Da wirkt Clarks Remix von Aufgangs „Dulceria“ fast fehl am Platz, beziehungsweise lässt sich andererseits in dieser Soße nicht richtig würdigen. Nichtsdestotrotz machen Clarks verspielte Beatkaskaden – trotz aller funktionaler Direktheit – einmal mehr Lust auf eine Zugabe. Der transzendentale, housige Electropop von Benoit & Sergios „Let Me Count The Ways“ ist dann die wahrlich positive Überraschung der nächtlichen Hälfte des Mixes, wie aber überhaupt diese letzte Viertelstunde der Nacht mit Acquiescence und Roman Flügel im minimal experimentell Spielerischen überzeugt.
Das leicht Verdauliche der ersten Hälfte potenziert sich auf CD zwei, die den Tag nach der Nacht darstellt und luftig housig erklingt. Jeder Song dieser zweiten Hälfte kann ein Highlight auf einem entsprechenden Album sein, aber in dieser Fülle verwischen schnell die Eigenschaften und es ist eigentlich egal, ob jetzt gerade ein Track von Move D, Omar S oder Gerd erklingt. Besonders schnell vergessen sind in diesem Zusammenhang die von Väth ausgewählten Tracks von Osunlade, Philip Bader und Matt John. Ansonsten fällt im Unauffälligen auf, dass Maceo Plex discoid-nostalgisch nicht fehlen darf, Alli Borèm minimal und doch schwer pumpend erklingt und Steffis „Yours“ ein Hit ist und bleiben wird. Am meisten überzeugt vielleicht noch Roman Flügels Neufassung von Anthony Collins' “Don’t Look Down Now” in seinem luftigen Klingeln, und Re.Yous „Ghost“ nimmt die Rolle ein, die im ersten Teil „Let Me Count“ erfüllte, elektronisch indoid und an einen House-Remix für Tocotronic erinnernd.
„Sven Väth in The Mix – The Twelfth Season“ ist elektronische Harmlosigkeit, die nicht stört, deren Mehrwert aber doch minimal ist. Die wenigen Highlights verteilen sich ungleichmäßig über die zweieinhalb Stunden und bieten nicht genug Halt, um die ganze Reise zu rechtfertigen.
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