Rezension

Super Flu

Halle Saale


Highlights: Raptor // Iddqd // Fibi Maybe
Genre: Deep House // Rave // Ambient
Sounds Like: Monkey Safari // Andhim // David August

VÖ: 23.10.2013

Denkt man an Techno und House, dann denkt an man an Chicagoer Warehouses, Hamburger Fabrikhallen, leerstehende Berliner Heizkraftwerke. The Sound of the City, der Herzschlag der Metropole. Derjenige, der sich glücklich genug schätzen darf, tatsächlich Eingeborener einer dieser Metropolen zu sein, kann mit 14 schon auf Fetischpartys abhängen, mit 17 sämtliche Drogen ausprobiert haben und mit 20 gnadenlos gelangweilt vom allabendlichen Überangebot an hippen DJs, Exklusivkonzerten und Geheimpartys sein.

Alle anderen Provinzkinder von außerhalb dürfen sich lediglich mit dem ahnungsvollen Sehnen nach der Großstadt begnügen, während in der Dorfdisko mal wieder DJ No Name ft. Lastseason auflegt. Doch genau diese kulturelle Einöde bringt doch oft die größte Kreativität hervor, getrieben von dem Wunsch auf ein aufregenderes Wochenende, wenn man endlich groß ist.

Super Flu gehören zu denjenigen, die ihre Heimatliebe zu einer vergleichsweise kleinen Stadt stets offen vor sich her tragen. Auf das 2010 erschienene „Heimatmelodien“ folgt nun mit „Halle Saale“ eine weitere Hommage an ihre Heimatstadt. Glamourfaktor hin oder her, Fakt ist, dass die beiden Jungs mit ihrem verschmusten Kuschel-Tech-House mittlerweile die Clubs der Welt bespielen und dabei sichtlich den Spaß noch nicht verloren haben.

Artworktechnisch haben sie sich mal wieder selbst übertroffen: Selbstinszenierung als Virtuose an Flügel und Querflöte, umgeben von Pitiplatsch und Freunden. Da fragt man sich doch ein wenig, was die beiden wohl geritten hat – und findet bei Öffnen der Platte die Antwort: Fuchur, der Drache aus „Die Unendliche Geschichte“. Hätte man ja eigentlich auch von selbst drauf kommen können.

Hinter den kryptischen Songtiteln wie „Cheesy Mobisi“, „Fibi Maybe“ oder „Iddqd“ verbirgt sich dann jedoch zum Glück nicht noch mehr Verwirrung. Kick, Hi-Hat, Four-to-the-Floor und das Ganze schön durchhalten über die 10 Tracks. Zumindest auf eine Sache ist Verlass.

Opa Herberts Lebensweisheiten leiten das Album mit „0180 Dolphin“ ein und nehmen einen mit auf eine vom Beat getragene Reise durch das Super-Flu-Wunderland. Cheesy Soulsamples mit Oldschool-Geshuffel („Me Roar“), ein bisschen Gefrickel gepaart mit supersoftem Mädchengesang („Jo Gurt“) und bekannte Namen aus dem Labelinventar auf der Feature-Liste zeigen, dass sich Super Flu zumindest musikalisch nicht allzu weit aus ihrem gewohnten Terrain heraus gewagt haben.

Hinter der schillernden Fassade, geheimnisvollen Titeln und infantilen Gags verbirgt sich letzten Endes dann doch nur ein relativ normales Techhouse-Album. Spaß steht im Vordergrund und man kann ja auch nicht immer das Rad neuerfinden.

Laura Aha

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