Rezension

Sun Kil Moon

Benji


Highlights: Carissa // Dogs // Micheline // Ben's my friend
Genre: Singer-Songwriter // Blues
Sounds Like: Damien Jurado // Declan De Barra // Red House Painters

VÖ: 14.02.2014

Mark Kozelek hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Vielen ist er durch seinen beinahe schon legendären Zwist mit „The War On Drugs“-Sänger Adam Granduciel im Gedächtnis geblieben. Erst sieht sich Kozelek durch die Tatsache, dass er beim Ottawa Folk Festival von der Band übertönt wurde, zu dem „Diss-Track“ „The War On Drugs: Suck My Dick“ genötigt, dann regt sich Granduciel über falsche Behauptungen Kozeleks auf, was wiederum von diesem mit dem „Adam Granduciel Blues“ gekontert wurde. Für einige war das amüsant, für andere eher Kindergarten. Aber nicht nur durch diesen Streit machte Sun Kil Moon auf sich aufmerksam, sondern auch durch sein gefeiertes Album „Benji“.

„Benji“, das ist ein sechzigminütiges Singer-Songwriter-Werk, das textlich eher in Richtung von Kurzgeschichten geht. Dabei thematisiert Kozelek den Tod seiner Cousine in „Carissa“, die Liebe zu seiner Mutter in „I Can’t Live Without My Mother’s Love“ oder seine Schreibblockade in „Ben’s My Friend“. Allen voran letzteres ist beispielhaft für das gesamte Album: Die Lieder auf „Benji“ sind eher gesungene, mit Musik unterlegte Geschichten. Kozelek belässt es selten bei oberflächlichen Beschreibungen, nennt gerne Details, die auf den ersten Blick nicht besonders interessant wirken, aber im Gesamtkonstrukt sind sie wichtige Aspekte und machen den Charme seiner Musik aus. Denn wenn man ehrlich ist, wirken Texte wie […] and we ate at Perry’s and I ordered crab cakes, Blue crab cakes, Blue crab cakes, Blue crab cakes. nicht sonderlich künstlerisch. Aber in Zusammenarbeit mit Kozeleks Stimme, der Instrumentierung und den Melodien merkt man schnell, dass das weitaus besser ist als das immer gleiche Geträller der immer gleichen Phrasen.

Und auch musikalisch hat das Album einiges zu bieten. Hierbei steht die Akustik-Gitarre im Mittelpunkt, nur manchmal tauchen dazu noch Drums oder Saxophon auf. Aber genau das reicht aus, um wunderbar melancholische Melodien zu spielen, die sich perfekt mit seiner tiefen Stimme ergänzen. Scheinen Lieder dabei hier und da ein wenig zu ähnlich, merkt man auf den zweiten Blick jedem Song seine eigene Besonderheit an, die ihn vollkommen eigenständig erscheinen und die Gedanken von Eintönigkeit sehr schnell verschwinden lässt.

So steht am Ende ein großartiges Album, das sich eindeutig von den eingängigen Klischee-Singer-Songwriter-Alben absetzt. Sun Kil Moon hat das Musikjahr 2014 mit einigen wunderschönen Liedern und einem der besten Alben bereichert, da kann man auch mal von dem kleinen Fauxpas in Zusammenhang mit „The War On Drugs“ absehen.

Lewis Wellbrock

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