Rezension

Stu Larsen

Vagabond


Highlights: San Francisco // Skin & Bones // Ferry To Dublin
Genre: Folk-Pop // Singer-/Songwriter
Sounds Like: Passenger // Ed Sheeran

VÖ: 11.07.2014

Der ewig Reisende, der immer dort anhält, wo es ihm gefällt, der bleibt, solange er möchte, der keinen Plänen oder Konventionen folgt und seine Lieder singt, um sich das nötige Kleingeld zu verschaffen, ist wahrscheinlich einer der ältesten Träume von romantischer Freiheit jenseits der schnelllebigen Zivilisation. Vermutlich hat man als Vagabund auch einfach immer eine gute Geschichte zu erzählen, die man mit einer Gitarre noch viel besser zum Besten geben kann. Das zu beweisen, versucht Stu Larsen auf seinem ersten Langspieler, auf dem er seine ganzen Reisen, sein Leben on the road in Musikstücke übersetzt, zusammenfasst und den er passenderweise auch noch „Vagabond“ getauft hat.

Und wie das mit dem Reisen so ist, bedeuten neue Ziele auch immer das Verlassen von Orten, Menschen und Beziehungen. Das Einzige, was dabei übrig bleibt, sind Erinnerungen und Sehnsucht. Larsen scheint beides im Überfluss zu haben und beschreibt eindringlich die Ferne zu geliebten Menschen, die Nähe zu neuen Freunden, das Gefühl der Rastlosigkeit und die vielen Abschiede, die einen Reisenden ständig begleiten: „Don’t know where I’m going till I get there“.

Ganz alleine ist Larsen mit dieser Haltung zum Leben nicht: Mike Rosenberg, besser bekannt als Passenger, und Larsen haben sich schon vor Jahren verbrüdert. Die Reisen und ihre Liebe zu eingängigen Popmelodien scheinen die Nähe der beiden Musiker zueinander zu manifestieren. Dass Passenger „Vagabond“ mitproduziert hat, ist also nur eine von vielen Vorhersehbarkeiten dieser Platte. Denn so schön und verträumt die elf Songs auf „Vagabond“ auch sind, ihre Schwäche ist gleichzeitig auch ihre Einfachheit, die leider in berechenbarer Behäbigkeit mündet. Darüber hinaus fehlt Larsen scheinbar jegliche Eigentümlichkeit, denn jeder Song auf diesem Album könnte auch ein Passenger-Song sein. Und so passiert auf Larsens Debüt neben gitarrigen Folknummern wenig Spannendes, bis auf Songmomente wie etwa „Maybe I Am“, die mit Streichern dermaßen ausgereizt sind, dass man ihnen eine Nulldiät wünschen möchte.

Und dennoch: Stücke wie „San Francisco“ oder „Skin & Bones“ vergegenwärtigen dem Hörer durchaus Larsens Rastlosigkeit und sein Gespür für Harmonien. Dass er dabei so klingt wie Passenger ist nun mal ein Fakt. Wen das nicht stört, der kann seine Freude an „Vagabond“ haben.

Silvia Silko

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"Thirteen Sad Farewells"
"Skin & Bone"

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