Rezension
Stars
No One Is Lost
Highlights: From The Night // This Is The Last Time // Trap Door
Genre: Indiepop
Sounds Like: Rilo Kiley // Amy Millan // Broken Social Scene
VÖ: 31.10.2014
Stars machen (passend zum Namen) Musik für die Nacht. Für die Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang waren die Kanadier schon immer ein großartiger Begleiter. Seit gut 15 Jahren decken sie mit ihren Synthie-infizierten Popsongs das gesamte Spektrum von Dämmerung zu Dämmerung ab. Nachdenklich und melancholisch in der Dunkelheit versinken, tanzen, träumen, Großstadtabenteuer erleben, Revolutionen planen, Liebe finden, verlieren und betrauern – alles typische Dinge der Nacht, die Stars auf ihren Alben zum Thema machen. Auf ihrem mittlerweile siebten Album steht diesmal musikalisch gesehen das Party-Nachtleben im Mittelpunkt. Das könnte daran liegen, dass das Aufnahmestudio direkt über einem Nachtclub lag.
Aufgenommen wurde in echter Rockmusikmanier hauptsächlich nachts und dazu kam noch, dass Sänger Torquil Campbell das Studio während der Aufnahmen außerdem als Wohnung genutzt hat, da er nicht immerzu zwischen Montreal und seinem eigentlichen Wohnort Toronto pendeln wollte. So war es wohl unvermeidlich, dass die wilden Klänge, die Nacht für Nacht aus dem Club The Royal Phoenix ins Aufnahmestudio geschallt sind, einen Einfluss nahmen. So sehr, dass man sich sehr gut vorstellen kann, wie sich zum Titeltrack „No One Is Lost“, der mit seinem Dance-Einschlag auffällt, ein Haufen verschwitzter Körper über schlecht beleuchtete Tanzflächen schiebt. Dass Stars sich und der typischen Atmosphäre, die ihre Musik erzeugt, dabei trotzdem treu bleiben, ist erstaunlich; dass sie damit aber nicht an alte Meisterstücke anschließen können, wenig verwunderlich.
Bereits das 2012 erschienene Vorgängeralbum „The North“ war für die Verhältnisse der Kanadier eher mittelmäßig geraten und auch „No One Is Lost“ lässt ganz ähnliche Schwächen erkennen. Viele der Lieder bleiben einfach nicht richtig beim Hörer hängen und hinterlassen nur selten einen bleibenden Eindruck. Keinen der Songs kann man in eine Reihe mit „Bitches In Tokyo“ und „Your Ex-Lover Is Dead“ stellen. Am ehesten kann man sich noch vorstellen, dass „This Is The Last Time“ die Zeit überdauern wird. Amy Millan liefert hier ein tolles Stück Popmusik ab, in dem das Schlagzeug treibt und die Gitarre wunderbar zwischen Strophe und Refrain changiert. Bezeichnenderweise ist „This Is The Last Time“ eines der wenigen Lieder auf „No One Is Lost“, das ganz ohne Synthies auskommt, und es ist der einzige Song, der weniger als drei Minuten dauert; die meisten anderen durchbrechen locker die Vier-Minuten-Marke.
Was soll man davon halten, dass gerade das eine Lied, das am wenigsten zu der neuen Grundstimmung passt und am ehesten an alte Zeiten erinnert, das Highlight der Platte ist? Entweder befinden sich Stars mit ihrem neuen Sound auf einem gefährlichen Weg – oder es ist ein Zeichen dafür, dass man Wandel akzeptieren und neuen Output nicht an alten Weggefährten messen sollte.
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