Rezension
Squalloscope
Soft Invasions
Highlights: Crying Swimmers // Domino // Bloodbaths For Birds // Z-E-P-H-Y-R
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Paperbird // Dear Reader
VÖ: 16.03.2012
Manchmal, bevorzugt am Jahresende, denkt man zurück an die Alben, die einem in diesem Jahr etwas bedeutet haben. Sich besinnend kramt man dann in Plattenkisten und auf Festplatten, verabschiedet sich gedanklich aus dem Alltag und erinnert sich vergangener Tage, Jahreszeiten und vielleicht auch Städte und Personen. Eine kleine Zeitreise, ein Zeilensprung in der Musikgeschichte, die immer auch die Geschichte der Musikaufsaugenden ist. Was macht die Musik, die es wert ist, sich an sie zurückzuerinnern, aus? Ist es das Gute, das Wahre oder gar das Schöne in ihr? Und dann kommt einem ein Album in den Sinn, das einen lange begleitet hat, im Frühling, als man noch ein gänzlich anderer war als nun, an einem kühlen Dezembernachmittag.
So ein Album ist „Soft Invasions“, das Debüt von Squalloscope. Die Wahlwienerin Anna Kohlweis, die zuvor schon unter dem Namen Paper Bird drei wirklich schöne Alben veröffentlicht hat, bleibt sich auch mit ihrem mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Projekt musikalisch treu, auch wenn der Name sich geändert hat – aber Namen ändern sich eben manchmal. Wie schon auf dem letzten Paper-Bird-Album spielt Annas Stimme eine zentrale Rolle, gerne auch in mehreren Spuren übereinandergelegt und dann doch wieder ganz leise. Eingebettet ist diese in eine angenehm zurückhaltende, aber nichtsdestotrotz sehr abwechslungsreiche Melange, die von Streichern und Gitarre über Drumcomputer und elektronische Versatzstücke bis hin zu Glockenspiel und Klavierbegleitung reicht.
Die Lyrics sind teils hermetisch, stets poetisch und handeln von Reisen und Irrwegen, Träumen, Entscheidungen und der Unmöglichkeit, sich zu entscheiden. Die Unentschlossenheit im Sinne der Offenheit aller Möglichkeiten, die wohl auch das bestimmende Lebensgefühl vieler potentieller Hörer dieser Musik ist, schlägt uns auf „Soft Invasions“ vielgestaltig entgegen. Zwischen Lebensphasen und Orten wirkt diese Musik besonders stark, wie eine seltsame Mischung aus Zukunftsangst und Aufbruchstimmung. There's a certain concentration of freedom between stations or what I consider freedom in these fenced-in glass walls. Wir können uns nicht entscheiden, genießen wir das rastlose Leben oder haben wir bloß Angst davor, irgendwo anzukommen? And I woke up every morning not knowing where I was and if the white outside was snow or salt or painted on the glass. Der einzig mögliche Ausweg aus dieser Misere wäre die Versöhnung von Veränderung und Angekommensein, indem der Fluxus als imaginierte Heimat akzeptiert wird. Z-E-P-H-Y-R be my home. I forget my one true love when I'm on the road.
Wohin der Westwind Squalloscope auch noch wehen wird, es ist zu hoffen, dass Anna dort noch immer mit der gleichen Leidenschaft an ihren Projekten arbeiten wird und nicht aufhört, Menschen mit ihrer Musik zu trösten (das Gute), zu verunsichern (das Wahre) und sie glücklich zu machen (das Schöne).
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