Rezension
Spring Offensive
Young Animal Hearts
Highlights: Bodylifting // Carrier // No Assets // Speak
Genre: Indie
Sounds Like: To Kill A King // Dry The River // Foals
VÖ: 14.03.2014
Gut Ding will Weile haben. Nur nichts überstürzen. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Geduld ist eine Tugend. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie oft sich Spring Offensive im Laufe der letzten acht Jahre diese und viele andere Weisheiten zum Thema Zeit anhören mussten. So lange haben die Briten nämlich an ihrem Debütalbum „Young Animal Hearts“ gearbeitet, bis sie es endlich in Eigenregie und mit Hilfe von Crowdsourcing veröffentlichen konnten. Acht Jahre sind in der heutigen Musikindustrie eine unendlich lange Zeit. Einst gehypte Newcomer wurden schon in wesentlich kürzerer Zeit wieder vergessen.
Aber statt sich von den ewigen Rückschlägen entmutigen zu lassen, haben die fünf Briten die Zeit sinnvoll genutzt. Sie haben Erfahrung in anderen Teilbereichen der Musikindustrie gesammelt und diese in die eigene Musik einfließen lassen. Dass die beiden Gitarristen Musik für's Theater schreiben, kann man zum Beispiel in der detailreichen Instrumentierung und der ausgefeilten Dramaturgie der Stücke wiederfinden. So heben sich Spring Offensive von all den anderen neuen Indiebands mit schlackigem Frontmann mit Hornbrille ab. Um Lieder zu schreiben, die gleichzeitig catchy und dabei so komplex sind, brauchen andere Bands drei oder vier Alben, wenn sie es überhaupt je schaffen. Kaum zu glauben, dass es sich bei „Young Animal Hearts“ um ein Debütalbum handelt.
Spring Offensive haben eben nicht nur herumgesessen in den letzten Jahren. Sie sind viel auf Tour gewesen und haben ausreichend Gelegenheit gehabt, an den Facetten der einzelnen Songs zu arbeiten. Man merkt beim Hören, dass jedes Lied seine Zeit hatte, um zu wachsen, sich zu entwickeln und mit den anderen zu einem organischen Ganzen zusammenzuwachsen. Das Ergebnis: ein Album, das klingt wie aus einem Guss, das aber trotzdem vor Überraschungen und Abwechslung strotzt. So gerät der Hörer innerhalb von nur vier Liedern in eine düstere und bedrohliche Stimmung („The River“) und lässt sich von dem putzigen „Carrier“, für das Mumford & Sons Rechte anmelden könnten, wieder aufbauen, bevor es dann zu „Speak“ und „No Assets“ in der Indiedisco rund geht.
Hat sich das lange Warten also gelohnt? Auf jeden Fall. Es stimmt wohl doch, was schon Oma wusste: Was lange währt, wird endlich gut. Trotzdem wollen wir hoffen, dass Spring Offensive bis zum nächsten Albumrelease nicht wieder beinahe ein Jahrzehnt verstreichen lassen. Es sei denn, es kommt dabei wieder eine solche Perle wie „Young Animal Hearts“ heraus.
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