Rezension

Spidergawd

II


Highlights: Caerulean Caribou // Get Physical // Our Time (Slight Return)
Genre: Rock
Sounds Like: Thin Lizzy // Motorpsycho

VÖ: 16.01.2015

Musik kann ja immer auch irgendwie in die verschiedensten Dichotomien aufgebrochen werden. Mit Vocals oder instrumental? Wenn letzteres – Rap oder Gesang? Mit Bass oder nur Gitarre und Schlagzeug? Oft deutlich heraushörbar schließlich noch: Klingt die Band, als hätte sie gerade Spaß bei der Sache oder wirkt sie allzu bieder? Anders gesagt – geben sich die marginal angetrunkenen Bandmitglieder High Fives darüber, wie geil sie sich gerade wieder einen zurechtjammen oder wirkt das Ganze eher, als würde der Gitarrist neue Riffs per PowerPoint-Präsentation vorstellen müssen? Bei Spidergawd stellt man sich eher Ersteres vor. Definitiv.

Klar, wer durch eine Band wie Motorpsycho nicht ausgelastet ist (denn deren Rhythmusfraktion findet sich auch in Spidergawd wieder) und dann auch noch innerhalb eines knappen Jahres zwei Alben herausbringt, muss schon Freude an der Sache haben – aber bei Spidergawd merkt man dies „II“ auch in jeder Minute ihrer Musik an. Statt nach vielen anderen nordeuropäischen Rockbands wie Graveyard, deren Sound immer irgendwie etwas trocken wirkt, klingt das hier fett und saftig – wer hier Thin Lizzy als Referenz nennt, bekommt nicht nur ein musikhistorisches Fleißkärtchen, sondern auch noch Recht.

Besonderes Lob verdienen Spidergawd aber dadurch, wie sie ihre an sich doch recht klassischen Hardrocksongs immer wieder mit ungewohnten Elementen anreichern: „Tourniquet“ borgt bereits innerhalb der ersten dreißig Sekunden zunächst von The Hives und dann von Queens Of The Stone Age, „Made From Sin“ kommt seinem Titel entsprechend nicht ohne eine Portion Glam aus und „Get Physical“ lässt Kuhglocke und Trompete aufeinanderprallen. Ach ja, die Trompeten: Diese lassen „Caerulean Caribou“ zum vielleicht größten Ohrwurm der Platte werden, obwohl der Song komplett instrumental ist – Chapeau! So sehr zündet auf „II“ vielleicht nicht jeder Song, aber dennoch macht bei jedem der neun Tracks das Zuhören soviel Spaß, wie der Band Schreiben und Aufnehmen gemacht zu haben scheinen – und das heißt schon recht viel.

Jan Martens

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