Rezension

Sonoio

Fine


Highlights: I Don’t Know Coda // Thanks For Calling // Outro
Genre: Electronica // Alternative // Industrial
Sounds Like: Nine Inch Nails // Aphex Twin

VÖ: 27.07.2018

Hinter dem Pseudonym Sonoio verbirgt sich der italienische Musiker Alessandro Cortini, einer dieser Unermüdlichen mit einem gefühlt nie enden wollenden musikalischen Output, sodass er nur so von Projekt zu Projekt eilt. Allein die Wikipedia-Seite liest sich wie ein Who-Is-Who der Alternative-Ambient/Electronica-Szene: So arbeitete er schon mit Trent Reznors Nine Inch Nails als Studio- und Live-Musiker, mit Maynard James Keenan bei Puscifer (der Umgang mit außergewöhnlichen Musikpersönlichkeiten scheint ihm zu liegen) und dem israelischen Singer-Songwriter Yoav, veröffentlichte mehrere Alben, sowohl mit seiner Alternativ-Electronica-Band Modwheelmood, unter dem Namen Blindoldfreaks, unter seinem bürgerlichen Namen Alessandro Cortini und eben als Sonoio – um nur einige seiner Projekte vorzustellen. Nach dem 2010er Album „Blue“ und dem ein Jahr später erschienenen „Red“ verzichtet er nach siebenjähriger Sonoio-Auszeit auf das Komplettieren der RGB-Farbpalette und nennt die Platte „Fine“ – und die soll nach eigener Aussage auch die letzte Sonoio-Platte sein.

Alessandros Lieblingsspielzeuge sind nach wie vor Synthesizer. Unterlegt mit Drum-Machine-Beats tragen synthetische Sounds und sich langsam aufschichtende Flächen die Songs, mal sphärisch, mal kratzend, mal wohltuend, mal bedrohlich. Sein Ausflug ins NIN-Universum hat unvermeidliche Spuren hinterlassen. Poppig und eingängig wie die Single „Enough“ des Vorgängeralbums ist auf „Fine“ keiner der zehn Songs. Die Single „Thanks For Calling”, die bereits 2014 auf seiner Webseite veröffentlicht wurde und damals schon Hoffnungen auf ein neues Album nährte, kommt dem mit pulsierendem Drums, sich langsam aufschichtenden Soundwänden und einem crescendo-artigen Finale noch am nächsten. Zwar bedient sich Alessandro an gängigen Harmonie- und Melodieverläufen, schafft es aber durch ausgefeilte Arrangements und herausfordernden Sounds interessant zu bleiben. Auch Cortinis Gesangsleistung (für Leute, die bereits mit seinen Werken vertraut sind, etwas überraschend) kann sich hören lassen und verleiht den Songs den nötigen Nachdruck.

Die zweite Hälfte von „Fine“ wendet sich mehr und mehr von gängigen (Pop-)Song-Schemata ab und lebt von der durch modulierte Synthesizer kreierten, verträumt und gleichzeitige leicht bedrohlich anmutenden Grundstimmung, stets im Grenzbereich von Ambient, Wave, Alternative und seichtem Industrial. Im finalen Stück wird es dann sogar noch fast ein wenig sentimental, wenn das knapp 8-minütige instrumentale „Outro“ das Kapitel Sonoio würdig abschließt. Goodbye, Sonoio – see you soon, Alessandro Cortini.

Abhilash Arackal

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