Rezension

Someone Still Loves You Boris Yeltsin

Let It Sway


Highlights: Back In The Saddle // Sink/Let It Sway // Stuart Gets Lost Dans Le Metro // Phantomwise
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Miniature Tigers // The Shins // Voxtrot // Pavement // The Beach Boys // Ra Ra Riot // Free Energy

VÖ: 20.08.2010

„It was the only way to keep us from going insane and breaking up“ – ist das die richtige Motivation für eine Band, ein neues Album aufzunehmen? Natürlich klingt reichlich Selbstironie in diesen Worten mit – immerhin handelt es sich um das Zitat einer Band, die den Namen „Someone Still Loves You Boris Yeltsin“ trägt und sich als die drittbeste Band ihrer Straße in ihrem Heimatort Springfield, Missouri, beschreibt. Und doch macht es einen etwas nachdenklich. Freilich ist das Spiel mit ihrem Image typisch für die Band, hinter deren harmlosen Indie-Pop-Songs sich meist viel mehr verbirgt, als man zunächst annehmen würde. Doch dann ist da eben die Befürchtung, dass die einst von Nachbarsjungen gegründete Highschoolband im Leben ihrer Mitglieder an Bedeutung verlieren könnte.

„Let It Sway“ heißt also das dritte Album, das Aufraffen, wieder Musik zu machen. Und dann trägt der Opener auch noch den klischeebehafteten Titel „Back In The Saddle“ – was soll man davon nur halten? Erstaunlicherweise entpuppt sich der Song als einer der besten ihrer bisherigen Karriere. Wie sich in der letzten Minute nach dem mit Banjo unterlegten Trugschluss die Band noch einmal mit sich in Triolen quirlig umspielenden E-Gitarren zusammenfindet und den Song mit verhalltem Gesang ausklingen lässt – viel besser kann man einen Song nicht abschließen. Wenn dann im Folgenden die Hits „Sink/Let It Sway“ und „Banned (By The Man)“ nachgereicht werden, macht sich schnell Erleichterung breit. Someone Still Loves You Boris Yeltsin bieten hier nichts Neues, das war aber auch noch nie ihr Anspruch. Die Musik dieser Band, die Nirvana zu ihren großen Helden zählt, war schon immer eher in der Vergangenheit verortet. Dass das dabei etwas uncool klingt, gehört ebenso dazu und macht ihre Musik besonders sympathisch. Wenn beispielsweise in „Phantomwise“ die verzerrten E-Gitarren auf den typischen hellen Gesang treffen, sollte das eigentlich nicht funktionieren. Das tut es aber doch, weil es auf Grundlage eines hervorragend geschriebenen Songs geschieht. Oft klingen die Songs so, als ob sie verbergen wollten, wie gut sie eigentlich sind. Was sich da im Hintergrund noch für Melodien verstecken, wird einem meist erst nach mehrfachem Hören bewusst.

Was an „Let It Sway“ allerdings hin und wieder als störend auffällt, ist die Produktion Chris Wallas, die der Band nicht immer steht. Zu übertrieben, zu reichhaltig wirkt der Sound manchmal, wo doch schon allein durch das Zusammenspiel der Instrumente, das Verweben von Melodien die Magie erzeugt wird, die Someone Still Loves You Boris Yeltsin ausmacht. Und auch kann nicht jeder Song mit den großen Highlights von „Let It Sway“ mithalten. Wenn eine Band aber mal eben in einem Sommer eine Handvoll Songs schreibt und dann so ein gutes Album dabei herausspringt, braucht man sich keine allzu großen Sorgen um ihre musikalische Zukunft zu machen. Was auch immer der Antrieb für dieses Album war, das Resultat lässt einen nicht weiter darüber nachdenken.

Kilian Braungart

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