Rezension

SoKo

I Thought I Was An Alien


Highlights: I Thought I Was An Alien // First Love Never Die // Treat Your Woman Right
Genre: Indie // Folk // Pop
Sounds Like: Zaz // Angus & Julia Stone // Kate Nash

VÖ: 02.03.2012

Am Anfang des Jahres 2008 schlich sich „I Kill Her“ über den Umweg der Indiecharts in den Radiomainstream, nachdem viele Zuhörer, die dem Charme und dem Akzent der polnischstämmigen Französin SoKo (Stéphanie Sokolinski) erlegen waren, bei den Sendern anriefen und immer wieder nach dem Song verlangten. Zuvor war der Titel bereits ein Hit in Belgien und Dänemark und so konnte sich die junge Künstlerin über einige Einladungen zu Festivalauftritten freuen. Nachdem SoKo dann ein Doppelalbum eingespielt hatte, gab sie im Januar 2009 plötzlich bekannt, dass sie aus Angst vor der Musikindustrie ihre Karriere als Sängerin beenden und stattdessen wieder als Schauspielerin arbeiten wolle. Im August des gleichen Jahres hatte sich ihre Meinung schon wieder gedreht und neue Songs waren in Arbeit.

SoKo ist immer noch die Art von Künstlerin, die man nicht beschreiben kann, ohne das Wort "bezaubernd" zu verwenden. Ihr stark verspätetes Debütalbum ist extrem persönlich, fast so, als würde man in dem Tagebuch eines siebzehnjähigen Mädchens lesen, welches gerade erst die Höhen und Tiefen der Liebe kennengelernt hat – womit wir bei dem Aspekt angekommen sind, der darüber entscheiden wird, ob man „I Thought I Was An Alien“ genießen kann, denn der Grat zwischen bezaubernd süß und überzuckert ist hier extrem schmal. Wer jünger ist als die Künstlerin oder wer zwar älter ist, sich aber einen Teil seines kindlichen Gemüts erhalten hat, wird an den meisten Stellen des Albums von SoKo erreicht werden und dann vermutlich selig lächeln. In den Momenten, in denen das Niveau eher auf 13 statt 17 Jahre angepasst ist, wie bei dem dicksten Patzer und Abschlusstrack „You Have A Power On Me“, fragt man sich, wer hier wirklich erreicht werden soll. Glücklicherweise tritt dieser Effekt ansonsten nur in Songpassagen auf, die neben wunderschönen Elementen platziert sind und daher leicht überhört werden können. Der Anfang von „First Love Never Die“ ist beispielsweise durch den leicht verzerrten Gesang weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber der Refrain geht dermaßen tief unter die Haut, dass das nicht all zu sehr ins Gewicht fällt.

„I Thought I Was An Alien“ ist ein süßes, kleines Album und wie geschaffen dafür, Kindsköpfe wie den Schreiber dieser Zeilen hier glücklich zu machen. Durch die komplette Fokussierung auf Herzschmerz und die ständig melancholisch anmutenden, minimalistischen und teilweise unmelodischen Arrangements und den vollständigen Verzicht auf dynamische Songs steht sich SoKo aber leider auch ein wenig selbst im Weg und verschenkt Potenzial.

Marcel Eike

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