Rezension
So So Modern
Crude Futures
Highlights: Life Is In The Undergrowth // The Worst Is Yet To Come // Berlin // Dusk & Children // Give Everything
Genre: Electro // Experimental // Art-Noise // Dance-Punk
Sounds Like: Holy Fuck // Q and not U // Bang! Bang! Eche! // HEALTH
VÖ: 26.03.2010
Es geht schon brachial los. „Life Is In The Undergrowth“ eröffnet das neue Album „Crude Futures“ von So So Modern. Ein Gitarrenlauf, der einem schnellen Pulsschlag während einer Verfolgungsjagt gleicht, türmt sich auf. Das zuckende Schlagzeug verleiht dem Ganzen die endgültige Hochspannung. Der nach einem dröhnenden Schlag auf die Trommel einsetzende Gesang bringt Beruhigung in das Spiel, klingt jedoch weit entfernt und eher nach einer erschöpften Pause nach dem hektischen Lauf als nach Erholung. Der Übergang zwischen dem ersten Song und dem darauf folgenden „The Worst Is Yet To Come“ ist fließend. Jetzt setzen die Synthesizer ein und es geht fröhlicher und bunter zu. Der Gesang gleicht Kindergröhlen und die schnellen Melodien laden zum albernen Herumtanzen ein. „Dendrons“ dagegen zeigt die Post-Punk-Seite an So So Modern.
„Berlin“ ist ein 6:30 Minuten langes Konglomerat aus sich immer wieder gegenseitig aufbauschenden Melodien. Da sind das ruhige, gleichbleibende Gitarrenspiel auf der einen Seite, das eine melodiöse Grundlage bildet, die immer wieder verzackte zweite Gitarre auf der anderen Seite, treibendes Schlagzeugspiel im Hintergrund und die alles verschlingenden Synthesizer, die gegen Mitte des Songs dazwischenbrummen. Wenn man diesen Song auf dem Album anhört, bekommt man eine leise Idee davon, wie großartig er live umgesetzt klingt. Die drei Musiker bilden auf der Bühne ein perfektes Zusammenspiel, das nach jeder Menge gekonnter Improvisation aussieht, in Wirklichkeit aber detailliert und ausgeklügelt ist.
Das Mädchen als Werwolf und der Junge als Dracula, die das Album-Cover schmücken und auch im Video zu “The Worst Is Yet To Come” zu sehen sind, haben die Jungs von So So Modern übrigens auf einer Roller-Skater-Halloween-Party in Neuseeland persönlich ebenso angetroffen. Ähnlich wie im Video muss man sich diese Party vorstellen, für die die Werwölfin von ihrer Mutter geschminkt und eingekleidet wurde. So So Modern waren so begeistert von ihrem Kostüm, dass sie sie sogleich einluden, „Cover-Girl“ zu werden. Die Fotos dafür und noch viele andere machte der Fotograf John Lake, der passend zum Album „Crude Futures“ und zum Video „The Worst Is Yet To Come“ in Zusammenarbeit mit So So Modern eine Ausstellung in Wellington zeigt. Einige Beispielbilder sind im Booklet zum Album zu sehen.
„Crude Futures“ könnte man also als ein Gesamtkunstwerk betiteln. In ihren poppigeren Momenten und in der Instrumentierung erinnern So So Modern dabei an Melodien von Minus The Bear, während sie in ihrem ausgeklügelten, vielschichtigen elektronischen Gitarren-Spiel an vertrackte Songspuren von HEALTH denken lassen. Dann wiederum zeigen sie ihre Indie-Punk-Seite und lassen an alte Helden wie Q and not U zurück denken. Es steckt Einiges in So So Modern, und es lohnt sich, sie, am besten live, kennen zu lernen.
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