Rezension

Snakadaktal

Sleep In The Water


Highlights: Isolate // Too Soon // Sleep // The Sun I - III
Genre: Dream-Pop // Synthpop
Sounds Like: DIIV // Beach House // Beach Fossils // High Highs

VÖ: 21.02.2014

Kühles Wasser kriecht mit jedem Schritt Richtung Horizont weiter ins Meer den Körper empor: Erst umschlingt es die Knöchel, klettert dann langsam die Beine hoch, zieht sich über Bauch und Brustkorb und liegt mit jeder Welle schwerer auf den Schultern, bis sich die Füße vom Grund lösen und es einen vom Scheitel bis zur Sohle verschluckt. Der Körper bewegt sich rhythmisch mit den Wellen, und wo vorher noch Wind und Wasser unter lautem Getöse um die Wette tanzten, ist nun nur noch das Trommeln eines schnellen Herzschlags zu hören. „Feel the ocean / Hold me under“.

Dass für die Dame und die vier Herren von Snakadaktal das Element Wasser wortwörtlich als Quelle der Inspiration dient, lässt sich schon anhand des Albumcovers und -titels erahnen. Ruhige Wellen, in denen sich das sanfte Licht der untergehenden Sonne spiegelt, und die Worte „Sleep In The Water“ sind nur der Anfang eines wunderbar treffenden Motivs, das sich durch das Debütalbum der jungen Australier zieht. Bereits im Opener „Fall Underneath“ hört man Phoebe Cockburns träumerische Stimme „Well I don't know if there's treasures in the ocean“ singen und schon taucht man ab in beruhigende Klanggefilde, in denen man sich schwerelos treiben lässt. Sphärische Synthies unterlegen mal Cockburns, mal Sean Kellys Gesang, und die Mischung aus weiblichem und männlichem Lead-Sänger wird zu einer perfekten Kreuzung aus DIIV und Beach House. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, dass Snakadaktal keinen eigenen Sound haben. So schlagen besonders die Beats in Songs wie dem pulsierenden „Deep“ Wellen; der Übergang von „Feel The Ocean Hold Me Under“ zum anschließenden „Too Soon“ hätte besser nicht sein können, und allein der Name des darauffolgenden Zwischenspiels „Beat 0033“ spricht für sich.

Aufgrund der Konzeption von Album und Songs („Sun I - III“ als schönes Beispiel) ist es tatsächlich überraschend, dass die Band und ihre Mitglieder noch so jung sind. Alterstechnisch bewegen sich die fünf bei 18 bis 20 Jahren, doch die Tatsache, dass sie dank dem australischen Radiosender Triple J in Down Under schon seit 2011 keine Unbekannten mehr sind, macht sich in der Musik bemerkbar. Der einzige Kritikpunkt wäre vielleicht der etwas schwächere Anfang des Erstlingswerkes, der hier und da ein wenig vom Synthesizer-Minimalismus zu überladen wirkt. Spätestens mit „Feel The Ocean Hold Me Under“ sind die Gedanken daran aber schon abgeschüttelt, bei „Sleep“ auf den Grund des Meeres versunken. Der knappe Sechsminüter ist nicht nur der längste, sondern durch den Aufbau einer, wenn nicht sogar der stärkste Track des Albums. Wenn vom ruhigen Intro über das Einsetzen der Drums der Takt angezogen wird, bis sich das Outro nach einem großen Aufbau wieder im ruhigen Anfang und zum Ausklang findet, bleibt beinahe der Atem kurz stehen.

Wenn man sich komplett unter Wasser befindet, ist es ja auch nicht die schlechteste Idee, die Luft anzuhalten. Beim Abtauchen in das Album fließen Snakadaktals Sounds wie schwerelos durch die Gehörgänge, hier und da steigt eine Luftblase an die Oberfläche und wird beim Zerplatzen zu einem festsitzenden Beat. Mit „Sleep In The Water“ geben Snakadaktal dem Sprichwort „Stille Wasser sind tief“ auf jeden Fall eine hörbare Bedeutung.

Doreen Stoecke

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