Rezension

Smoke Fairies

Trough Low Light And Trees


Highlights: Hotel Room // Strange Moon Rising // Storm Song
Genre: Psychedelic // Blues // Folk
Sounds Like: The Unthanks // Pentangle // PJ Harvey // Fairport Convention // Alela Diane

VÖ: 01.10.2010

Die Nachmittagssonne scheint in mein Zimmer, der Herbst scheint sich von seiner schönsten Seite zu zeigen. Doch aus den Lautsprechern strömt wabernder Nebel, die Stimmung wird zwielichtig. Es ist das Debütalbum der beiden jungen Engländerinnen Katherine Blamire and Jessica Davies, das zum ersten Mal bei mir erklingt – und schnell ist klar, dies ist kein Album, das sich mit dem Untermalen von Momenten zufrieden gibt. Es ist ein habgieriges Album, das den Hörer von Beginn an komplett für sich einnimmt und mit seiner dichten Atmosphäre einwickelt. Aber was soll man auch erwarten von einem Album, das den Titel „Through Low Light And Trees“ trägt und von einem derart unheimlichen Cover geziert wird?

Einer der Gründe, warum die Musik von „Smoke Fairies“ – so nennen sich die beiden – ihre Wirkung so eindrucksvoll entfaltet, ist, dass sie sich zahlreichen Klischees geschickt entzieht. „Through Low Light And Trees“ ist weder esoterisch noch kitschig geraten und hat mit britischem Folk gar nicht mal so viel zu tun. Der Grund dafür liegt darin, dass die beiden schon immer nach Amerika strebten. Nach dem Schulabschluss setzten sie die romantische Vorstellung, Amerika auf eigene Faust zu entdecken, in die Tat um, lebten einige Zeit in New Orleans, später in Vancouver und konnten Jack White für sich gewinnen, der eine ihrer Singles in Nashville produzierte. Es ist insbesondere die Liebe zu den traditionellen amerikanischen Musikstilen, die das Debütalbum der beiden prägt. Doch „Through The Low Light And The Trees“ ist weit mehr als ein Aufguss von Altbekanntem. Was Smoke Fairies hier präsentieren, hat man in dieser Form noch nicht gehört.

Vielleicht ist es der spielerische Umgang mit Musik, den sich die beiden bei all der Professionalität, mit der sie sich auf ihrem Album zeigen, bewahrt haben, der ihre Musik so zugänglich und spannend macht. Trotz der meist auf repetitiven Mustern aufbauenden Songs schaffen es die beiden, einem einige Ohrwürmer mit auf den Weg zu geben. „Storm Song“ ist einer dieser Songs, der als leichter Folksong beginnt, im Verlauf jedoch immer mehr Ballast aufnimmt, ohne dabei schwerfällig zu werden. Die Stimmen der beiden Engländerinnen bewegen sich elegant über dem teils recht massiven Bandsound, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen. In der kleinen Klavierballade „Dragon“ und dem fast schon lieblichen „Morning Blues“ zeigen sich Smoke Fairies viel umgänglicher als im von der Slidegitarre getragenen zwielichtigen „Strange Moon Rising“. Doch auch hier bleibt ihre Musik immer so luftig und sphärisch, dass man sie kaum zu fassen kriegt.

Auch wenn sich nicht alle Songs auf dem höchsten Niveau bewegen, so funktioniert das Album als Ganzes doch so gut, dass man nie auf die Idee kommen würde, einen Song zu überspringen. „Through Low Light And Trees“ entführt einen für eine knappe Dreiviertelstunde in die Welt von Smoke Fairies, um einen mit dem karg instrumentierten Abschluss „After The Rain“ wieder sanft in der Realität abzusetzen. Es ist eine faszinierende Welt, in der es Einiges zu entdecken gibt.

Kilian Braungart

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