Rezension
Slut
Alienation
Highlights: Anybody Have A Roadmap? // All Show // Alienation
Genre: Indierock
Sounds Like: Blackmail // The Notwist
VÖ: 16.08.2013
Das neue Album der für richtig guten, wahrscheinlich sogar den besten deutschen englischsprachigen Indierock bekannten Ingolstädter Slut ließ in seiner Entwicklung erst einmal aufhorchen. Nicht nur, dass es viel länger dauerte als geplant und erwartet, auch die Anzahl der Produzenten ist ungewöhnlich: fünf an der Zahl. Zwar holte man mit Tobias Siebert, Tobias Levin, Oliver Zülch, Olaf O.P.A.L. und Mario Thaler einige Experten an Bord – doch wie aus so vielen Produzenten ein homogenes Werk werden sollte, ist eine interessante und spannende Frage. Leider ist dies dann auch nicht wirklich gelungen. "Alienation" hat seine positiven Momente, welche an die Größe Sluts erinnern. In Gesamtbetrachtung aber ist es eine komische Mischung aus Ausreißern nach unten ("Broke My Backbone") und nach oben ("Anybody Have A Roadmap?").
Songs wie das eben genannte schwache, den Hörer mit fehlplatziertem Elektrobeat verdutzende "Broke My Backbone" werden dicht gefolgt von zwei wieder guten Songs ("All Show" und "Alienation"), was zur Folge hat, dass der Hörer nie richtig in das Album findet. "Alienation", zu deutsch Entfremdung, behandelt thematisch die Probleme unserer immer schneller vorangehenden Zeit.
Doch was Slut selbst angeht, bedeutet es teilweise vor allem die Entfremdung von sich selbst. Weiterentwicklung ist nicht immer passend, oft ist es auch gut, eben nicht mit der immer schnelleren Zeit zu gehen, sondern sich zu besinnen und auf die eigenen Stärken zu vertrauen. "Alienation" mag mutig sein, mag opulent sein, doch Slut müssen nun wirklich nicht auch noch auf elektronische Beats und groß aufgefahrene Produktionen umsteigen. Leider nämlich führt das insgesamt zu weniger Substanz als bei den Vorgängeralben. Das Experiment mit den vielen Produzenten hat zwar zu einigen guten Songs, leider aber nicht zu einem richtig guten Album geführt.
Das ist schade, denn eines ist Slut mit Sicherheit hinter all dem immer noch: Eine richtig gute Band – die mit "Alienation" nicht ihr bestes Werk abliefert, aber auch nach 20 Jahren Bandgeschichte noch existiert und dank guter Momente nicht in der Belanglosigkeit versickert. Und welche Band des Genres Indierock, gerade aus Deutschland, kann das schon von sich behaupten?
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