Als aufstrebende Folkpunk-Band hat man es häufig nicht leicht, werden doch schnell Vergleiche mit Bands wie Dropkick Murphys oder Flogging Molly laut, die dieses Genre in den letzten Jahrzehnten geprägt haben. So ergeht es auch Skinny Lister, einer der besten Livebands der letzten Jahre. Sie werden direkt mit lauter, zum Mitgröhlen anregender Musik gleichgesetzt, womit man ihr Unrecht tut. Das sah man an ihrem Debüt „Forge & Flagon“, ebenso wie an dem nun erschienenen Nachfolger „Down On Deptford Broadway“.

Natürlich sind auch hier wieder einige Ohrwürmer zu finden, die wie gemacht sind für die Bühnen dieser Welt. Ob nun in „George’s Glass“, „Cathy“ oder „This Is War“, Akustikgitarre und Akkordeon preschen voran, um im Refrain in rauen Chören zu münden. Britischer Folk-Punk at its best, der einem Bilder von schunkelnden Menschen in vollen Bars vors Auge ruft. Das ist aber auch selbstverständlich für eine Band, die für viele von ihren Liveauftritten lebt.

Umso schöner, dass Skinny Lister auch ihre andere Seite zeigen. Eine ruhigere, gefühlvollere Seite. Denn anders als andere Bands des Genres versteifen sie sich nicht auf laute, tanzbare Stücke, sondern beweisen, dass sie auch Balladen können. Beispielhaft hierfür steht „What Can I Say“, das es etwas langsamer angehen lässt und die wunderbare Stimme der vielleicht sympathischsten Frontfrau der Welt, Lorna Thomas, in den Vordergrund stellt. Hier zeigen die sechs Briten, dass sie auch schöne Melodien mit wenig klischeehaften Texten in petto haben.

Somit finden Skinny Lister die perfekte Mischung aus schnellen und lauten Songs sowie ruhigen und emotionalen, was bei der Betrachtung der Band häufig unbeachtet bleibt. Über 41 Minuten geben sich die verschiedenen Facetten des Folkpunks die Hand, sodass am Ende ein rundum passendes Werk steht, an dem sich die oben genannten, bekannten Künstler der Musikrichtung ein Beispiel nehmen können.

Lewis Wellbrock

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