Rezension

Sir Simon

Goodnight, Dear Mind...


Highlights: Birthday, Christmas, New Year // Goodnight, Dear Mind... // Make Them Sing
Genre: Indiefolk
Sounds Like: Death Cab For Cutie // The American Analog Set // Elliott Smith

VÖ: 06.05.2011

Es ist erstaunlich: Alben wie dieses entstehen normalerweise in den Wäldern Wisconsins, Kanadas oder gleich in Nebraska, der Heimat des Labels Saddle Creek. Doch während in Berlin das Nachtleben sowohl nachts als auch tagsüber jenseits von allem und jedem und überhaupt in alle Richtungen pulsiert, lässt sich Sir Simon alias Simon Frontzek nicht stören: Er hat inmitten des Spektakels, an der Grenze von Friedrichshain und Kreuzberg "Goodnight, Dear Mind..." geschrieben und aufgenommen. Es ist dabei nicht weniger spannend geworden als vergleichbares Material aus den obengenannten Orten: Auch auf seiner zweiten Platte findet sich eine Menge wunderschöner, gemütlicher Indiefolk, welche der schüchtern-nerdige Komponist in seinem eigenen Studio nur unter Mithilfe von Tobias Siebert aufgenommen hat.

Zehn Songs sind es letztlich geworden, und diese haben es in sich: Weder möchte man einen missen, noch ist es einer zu viel. Simon hat ein wunderbares Ohr für Melodien, für das Akustische, einhergehend damit für die Stille, die Zurückhaltung. Seine Musik hält sich stets die Waage, zum Beispiel in "Something To Write About". Der Song beginnt als ruhige Akustikballade, um in ein fulminantes Slide-Gitarren-Outro überzugehen. Auch die instrumentale Vielfalt lässt kaum Wünsche frei, z.B. "Make Them Sing" endet mit wohligem Bläserarrangement. Es findet sich in "Right Place Wrong Time" sowohl ein erfrischender, leicht rockiger, als in Songs wie "Birthday, Christmas, New Year" ein behutsamer Folksong, der sich anfühlt wie ein einziges, wohlig seufzendes Durchatmen. Wundervoll zu beobachten ist, wie brilliant Simon arrangiert, dafür sorgt, dass sich immer mal wieder eine kleine, aber feine Gitarrenlinie im Hintergrund anschleicht oder ein Refrain mal gerne mithilfe von Backgroundchören noch umfassendere Ausmaße annimmt ("Goodnight, Dear Mind...").

"Ich will eigentlich immer nur aufnehmen", sagt Simon selbst, und man kann bei diesem Ergebnis froh sein, dass er es auch macht. Textlich geht es ihm um "Begegnungen, Gespräche, Zeilen. Das, was hängenbleibt – im Alltäglichen, im Zusammensein." Musik, die vom Herzen kommt. "There's still a light behind that tiny window // A place where we could put our heads to sleep" singt Simon in "Birthday, Christmas, New Year". Genau so kann man dieses Album genießen. "Goodnight, Dear Mind..." ist, wie der Titel schon sagt, ein Nachtalbum: Wenn Simon einem seine Texte ins Ohr flüstert, begleitet von dieser zurückhaltend schönen Musik, dann breitet sich unweigerlich das Gefühl aus, welches auch Schlaflieder auslösen sollen: Alles wird gut.

Daniel Waldhuber

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