Rezension
Sin Fang
Flowers
Highlights: Young Boys // What´s Wrong With Your Eyes // Sunbeam // Look At The Light
Genre: Verträumter, raffinierter Indie-Pop
Sounds Like: Seabear // Belle & Sebastian // Jens Lekman
VÖ: 01.02.2013
Sindri Már Sigfússon ist sich selbst treu geblieben. Auch beim dritten Album in Folge bestimmt das Thema "angeklebter Vollbart" die Covergestaltung. Dieses Mal schmückt sein Gesicht ein prächtiger Blumenstrauß. Beim Vorgänger "Summer Echoes" war es ein Häkelbart und bei dessen Vorgänger waren es bunte Papierstreifen. Egal, mit welchem Bart er sein Gesicht ziert, die Musik, die er macht, klingt immer wieder schön – dieses Mal sogar noch schöner, poppiger und zugänglicher, als das auf den vergangenen Werken der Fall war.
Obwohl die Songs allesamt detailreich, chaotisch und verspielt sind, sind es dennoch große Pop-Melodien geworden, die da auf "Flowers" zu finden sind. Sie haben eine feste Struktur, die allerdings ständig aufbricht, die Instrumente sind perfekt arrangiert, werden aber an so manch einer Stelle verzerrt. Obschon man insgeheim weiß, wann der Refrain einsetzt, freut man sich, wenn dies nach einer kurzen Pause tatsächlich der Fall ist. Dank der Verfremdungen bleiben die überaus zugänglichen Lieder dennoch rätselhaft und bewundernswert – genau wie jede einzelne Knospe, die sich zu einer mal prächtigen, mal zarten, aber immer schönen Blüte öffnet.
Auf "Flowers" widmet sich Sigfússon den großen Gefühlen und Aufs und Abs, die man als Jugendlicher durchlebt. Er erinnert sich zurück an seine jungen Jahre und an die Gefühlszustände, die ihn damals umgetrieben haben. Übertriebene, dramatische Gefühle, die in solchen Momenten bestimmend sind, wenn man noch mit Tränen in den Augen in Gelächter ausbricht. Die Blumen stehen für eben solche Momente, für Extremsituationen, feierliche oder auch traurige Anlässe, zu denen wir Menschen zu Blumen greifen.
Ebenso geht es auch in den Songs auf und ab. Mal sind da tiefe Bläser und langsame Klavieranschläge zu hören, um im nächsten Moment von mehrstimmigem Gesang und schnellen Streichern abgelöst zu werden ("Catcher"), Garagenrock gibt dem Orchester die Klinke in die Hand, Synthiegeflirre mischt sich unerwartet dazu, mal wechselt sich ferner, verzerrter Gesang mit fröhlichem, lautem ab ("Everything Alright"). Aber auch, wenn allerlei unterschiedliche Gefühle auf "Flowers" zu finden sind, sind es die gute Laune, Euphorie und Unbeschwertheit, die überwiegen – und durch die die zehn Songs geradezu verschwenderisch vor sich hin blühen und betören.
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