Rezension
Simone Felice
Strangers
Highlights: Running Through My Head // When You Go To LA // Bastille Day
Genre: Folk // Singer-/ Songwriter // Americana
Sounds Like: The Felice Brothers // The Lumineers // Glen Hansard
VÖ: 28.03.2014
Der ewigen Reise kann man eine ganz eigene Romantik abgewinnen. Ankünfte und Abschiede können traurig und schön zugleich sein. Der Drang nach neuen Zielen, ungeschauten Orten und unbekannten Menschen kann einen vorantreiben, aber auch das Unvermögen, Stillstand zu ertragen. Dann wird aus der Reise eine Flucht ohne Rast. Diese Ambivalenz der Bewegung ist unterschiedlich markant auf Simone Felice' zweiter Soloplatte zu finden: Gleich der Opener lässt Mutmaßungen über mögliche bewusstseinserweiternde Reisen zu, die Orte L.A., Palenville, Gettysburg, der eigene Kopf und Heartland werden auf „Strangers“ bereist und verlassen.
Wie auf seinem Debüt, aber auch mit The Felice Brothers wird mit selbstbewusstem Konservatismus dem Folk- und Singer-/Songwritergenre gehuldigt. Bekannte Instrumentierung und Arrangements, gekonntes Storytelling und warme Atmosphäre treffen hier also aufeinander. Und wie bei so manchen Künsten kommt es nicht darauf an, dass man etwas komplett Neues erfindet, sondern wie gut man Bekanntes umsetzt. Letzteres geschah im Rahmen der Felice Brothers eher holprig und stampfend, auf „Strangers“ jedoch feinfühliger und mitunter ruhiger, oder besser unaufgeregter. Dieser Anstrich steht dem Künstler mehr als nur gut. Er kreiert mit seinen Songs schattige Pfade und einsame Lichtungen, weiß seine angenehme Stimme einzusetzen und Harmonien nicht unnötig auszureizen. Bei Songs wie „Molly-O“ oder „Heartland“ lehnt sich Felice leider etwas zu sehr gegen seine alten Projekte und muss mit genau diesen Songs auch eingestehen, dass es an wenigen Stellen dem Album gut getan hätte, wenn man nicht ganz so dick aufgetragen hätte.
Eine Antwort darauf, ob man besser steht oder geht, unterwegs oder daheim ist, gibt es nicht. Aber die gibt es vermutlich nirgends.
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