Rezension
September Malevolence
After This Darkness, There's A Next
Highlights: Who Watches The Watchmen? // ...Accidents Happen So Fast // Brandskär
Genre: Postrock // Alternative
Sounds Like: Logh // Immanu El // Low
VÖ: 30.05.2008
Wer kennt das nicht: Vom hart verdienten Geld die Karte für's Konzert erworben, der sengenden Vorfreude seit Wochen standgehalten, sich schließlich im überfüllten Club an Unmengen von schwitzenden Menschen in Richtung Bühne vorbeigedrückt - und alles nur, um aus einer guten Position ungestört schöner Musik lauschen zu können. Doch Pustekuchen - Rhythmen und Melodien werden vom schrillen Gekreische gewisser Mitmenschen übertönt, die der festen Überzeugung sind, dass ein Konzert ja eigentlich der perfekte Anlass wäre, um einmal kurz Gott und die Welt verbal abzuhandeln. Der Genuss ist getrübt, die Experience im Arsch. Um nun aber einmal das Horrorszenario auf eine neues Level zu hieven: Man stelle sich vor, das unangenehme Geblubber käme nicht von der unsolidarischen Satansbrut eine Reihe weiter hinten, sondern von der Band, die auf der Bühne steht.
Zugegeben: So schlimm ist es bei September Malevolence bei weitem nicht, da sich Bassist Martin Lundmark durchaus als talentierter Sänger mit seidigem Organ entpuppt. Dennoch mutet es insbesondere aufgrund der immer größer werdenden Schar beinahe identisch klingender instrumentaler Postrockbands zunächst merkwürdig an, wenn ein Vertreter eben jenes Genres auf einmal die menschliche Stimme als Ausdrucksmedium wiederentdeckt, wie es die Schweden auf "After This Darkness, There's A Next" tun. Der Grund scheint klar zu sein, schließlich ist eine gute Postrockband Meister darin, mit ausufernden, sphärischen Gitarren (Der Autor wirft 5 Euro in die Postrockrezensionsphrasenkasse) Klanglandschaften (und noch ein Fünfer weg) zu erschaffen, die gefangen nehmen und hypnotisieren, das Hinzufügen einer textlichen Ebene scheint hier nur zu stören.
Im Falle von September Malevolence scheint diese durch die Musik erzeugte Landschaft übrigens eine aquatische zu sein: Beim Hören ruhiger, sanfter Stücke wie "Moments" fühlt man sich an einen nächtlichen, ewig weiten Ozean erinnert, über den ein im Vergleich winzig wirkendes Schiff einsam und ruhig dahinsegelt. Nur selten, wie im gelungenen "...Accidents Happen So Fast" werden der Seegang rauher und die Wellen höher, vor stürmenden Naturgewalten, die Bands wie Explosions In The Sky immer wieder heraufbeschwören, muss sich der September-Malevolence-Seemann jedoch nicht fürchten. Auf dem kurzen Klavierzwischenstück "Brandskär" (passenderweise der Name eines schwedischen Bootsbauers) lassen Wind und Wetter das Boot gar vollkommen in Ruhe, auch auch das darauf folgende "Exxon Valdez" droht trotz eines kurzen Sturms im Mittelteil nie zu kentern - im Gegensatz zu seinem Namensgeber.
Alles in allem ist die Reise auf der MS September Malevolence also eine ruhige und erholsame ohne große Strapazen, aber auch ohne allzu viel Aufregung und Spannung. Diesen Eindruck stört es dann auch nicht, wenn der Steuermann die stille Fahrt hin und wieder mit seinem Geschnacke untermalt. Aus diesem Grund: September Malevolence nicht wegen des vielleicht unerwarteten, genre-untypischen Gesangs verurteilen – Hauptsache ist ja schließlich, dass zumindest der Rest der Anwesenden auf ihren Konzerten die Klappe hält.
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