Rezension
Scouting For Girls
Scouting For Girls
Highlights: Heartbeat // Elvis Ain't Dead
Genre: Pop
Sounds Like: Keane // The Feeling // Grand PM // Teletubbies
VÖ: 06.02.2009
Hysterie in Groß-Britannien, die Insel steht Kopf. Ein Debütalbum, das sich 700.000mal verkauft und damit Doppelplatin erreicht, die in den Charts erfolgreichste EP aller Zeiten, drei Nominierungen für die BRIT Awards. Die Rede ist von Scouting For Girls, die etwas geschafft haben, das in einer Zeit, in der der heiße Scheiß von morgen (und auch oft der von heute und gestern) kaum noch mehr als ein, zwei ordentliche Kurzformate zustande bringt, durchaus beachtlich ist: Sie haben ein Album geschrieben, auf dem kein wirklich schlechtes Lied zu finden ist. Leider bedeutet dies im Umkehrschluss nicht, dass es sich hierbei um eine wirklich gute Scheibe handelt.
Denn: Auch wenn man ein Album problemlos nebenbei im Hintergrund laufen lassen kann und es zum Soundtrack von Kochsession und Putzdienst taugt, es muss noch lange nicht dafür geeignet sein, um ihm auch wirklich einen größeren Teil seiner Konzentration und Aufmerksamkeit zu widmen. Manchmal kann schon nerven, dass nichts nervt, und dies trifft mit Sicherheit auch auf "Scouting For Girls" zu und liegt in der Natur der hier zu hörenden Musik begründet: Hübsche, meist fetzige Melodien, gespielt auf Keyboard, Bass und Perkussion. Keane lassen grüßen, und an eben diese erinnern Scouting For Girls dann auch in ihren guten Momenten, in den anderen drängen sich eher Assoziationen auf, die von seichtestem Bubblegum-Pop bis zu Barney, dem lila Dinosaurier reichen.
Ihren Teil zu solch gruseligen Brainstormingergebnissen tragen nicht zuletzt auch die Texte bei. Wo Zeilen à la I love the way she fills her clothes / She looks just like them girls in Vogue / I love the way she plays it cool / I think that she is beautiful (zitiert aus "She's So Lovely", in ähnlicher Form auch auf so gut wie jedem anderen Song zu finden) zwar schon irgendwie klebrig, aber dafür im Radiopop zugegebermaßen auch so ziemlich die Norm sind, fragt man sich bei Aussagen wie I'll never be a guy like He-Man, I'll never be a girl like Shera ("The Mountains Of Navaho") oder dem kompletten "I Need A Holiday" schon irgendwie, ob der mittlerweile 28jährige Roy Stride seine Texte bereits in den 80ern geschrieben hat. Ähnlich naiv kommt auch das abschließende "James Bond" daher, das alle Daniel-Craig-Hasser mal überlegen lassen sollte, ob es nicht doch noch schlimmere Alternativen gäbe.
Anhand der hier gewählten Textzitate mag vermutet werden, dass Scouting For Girls nicht gerade Kinder von Traurigkeit sind, und auch wenn sich doch eine gewisse Melancholie durch manche Lyrics zieht, trifft diese Vermutung total ins Schwarze - um nicht zu sagen: Der Band und ihren Songs scheint sowas von die Sonne aus dem Arsch, dass die Möglichkeit untersucht werden sollte, ihre Rekta als alternative Energiequelle anzuzapfen. Insofern finden sich hier zehn Lieder, die zu poppig-eingängig sind, um wirklich schlecht zu sein, aber zu wenig Substanz haben, um nicht auf Dauer eines zu sein: Ziemlich egale Radiomusik. Oder, in anderen Worten: Ein geborener Favorit für die Brit Awards dieser Welt.
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