Rezension

Scorpion Child

Scorpion Child


Highlights: Polygon Of Eyes // Liquor // In The Arms Of Ecstasy // Paradigm
Genre: (Classic-) Rock
Sounds Like: Led Zeppelin // Wolfmother // Deep Purple // Thin Lizzy

VÖ: 21.06.2013

Scorpion Child können einem irgendwie Leid tun. Zum einen, weil derjenige, der kein Bild von ihnen vor Augen hat, sie sich wahrscheinlich mit hautengen Lederklamotten, langen, verfilzten Haaren (zumindest dies stimmt teilweise), ständig zur Pommesgabel verformten Händen und einem gröhlenden Mund vorstellt. Zum anderen aber auch, weil sie in der unvorteilhaften Lage sind, dass jener Spielart des Rock, die mittlerweile als „Classic Rock“ bezeichnet wird, im Jahre 2013 kaum noch etwas hinzugefügt werden kann. Scorpion Child ist dies aber herzlich egal – sie platzieren zumindest ein fettes Ausrufezeichen dahinter.

Denn nach Wolfmother im Jahre 2006 ist mindestens für eine weitere Band Platz in diesem Genre, die sich nach einer Kombination aus Tier+Familienmitglied benennt und ein selbstbetiteltes Debüt rausbringt. Darüber lässt das texanische Quintett schon beim Opener „King's Highway“ keinen Zweifel bestehen. Der Song bäumt sich im Refrain so sehr auf, dass dagegen selbst Airbourne wirken, als hätten sie Probleme mit dem Selbstwertgefühl;. Mit „Polygon Of Eyes“ und „Paradigm“ liefern Scorpion Child dann auch die Songs hinterher, die solch dicken Eiern auch Gehalt verpassen: kraftvollere und mehr auf den Punkt gebrachte Rocksongs findet man kaum und wer schon immer mal mit einem Gitarrenriff Sex haben wollte, darf sich für diese beiden Songs gleich mehrfach die Kleider vom Leib reißen. „Liquor“ fügt dieser Intensität auch noch diese Art relaxten Grooves hinzu, die gleich an Songs wie „Good Times Bad Times“ erinnern – da verzeiht der Headbanger auch die Anti-Alkohol-Message.

Wenn sie derart gerade nach vorne preschen können, fühlen sich Scorpion Child sichtlich am wohlsten – die langgezogeneren Songs sind zwar immer noch besser als vieles anderer Bands, die sich sonst so Papis Lederhose aus dem Schrank holen, aber bei weitem nicht so zwingend. Sei's drum: Wüstenpsychedelische Gitarrensoli wie in „Salvation Slave“ seien den Gitarristen für's bessere Abgraben von Chicks gegönnt und die Metapher von den rausgezögerten Orgasmen muss man für das Ende des Songs dann ja auch nicht zum xten Male bemühen. Wie dem auch sei: Ausrufezeichen in diesem Falle sehr erfolgreich gesetzt – schön, dass der alten Tante Classic Rock immer noch nicht die Luft ausgeht.

Jan Martens

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