Rezension

Sam Smith

In The Lonely Hour


Highlights: Leave Your Lover // Stay With Me // Lay Me Down
Genre: Pop
Sounds Like: Amos Lee // Daniel Merriweather

VÖ: 23.05.2014

Sam Smith ist ein Rebell. Zumindest aber ein Freigeist. Denn nur ein solcher könnte sich mit so großer Selbstverständlichkeit über die tausend Stimmen hinwegsetzen, die ihn für seine kühlen Effekte und modernen Klänge als den Newcomer lobpreisten und stattdessen schlicht unaufgeregte, hochwertige Musik machen.

Ja, nur noch schemenhaft sind die Trends der aktuellen Zeit auf „In The Lonely Hour“ zu erkennen. Leichte Drum’n’Bass-Beats der vorangegangenen Hits „Money On My Mind“ und „La La La“ werden durch schlichte Rhythmen ersetzt. Die glatte, tanzbare Disclosure-Kollaboration „Latch“ kurzer Hand in eine fesselnde Akustikversion verwandelt. Und selbst aktuell gern verwendete Achtziger-Rezitationen finden nur in Nischen statt.

So schafft sich Sam Smith den nötigen Raum. Raum für zarte Gitarrenmelodien, für verträumte Klänge des Klaviers, für die melancholischen Spannungen der Streicher. Vor allem aber Raum für das unangefochtene Hauptinstrument von „In The Lonely Hour“: den Gesang. Smiths gewaltige Stimme, deren Klang uns mühelos und machtvoll packt und erst dann wieder loslässt, wenn wir bereits vollkommen verzaubert sind.

Doch nicht nur die sicheren Sprünge von Oktave zu Oktave zeichnen das Debütalbum des Briten aus, sondern vor allem eines: Wahrheit. Vollkommen ohne Schüchternheit erzählt Smith seine Geschichten, Geschichten eines Mannes mit gebrochenem Herzen. Wie so oft setzt auch hier der Schmerz die stärksten Energien frei und wandelt sie in bittersüße Zeilen: „You'll never know the endless nights, the rhyming of the rain,
or how it feels to fall behind and watch you call his name.“.


Sicherlich gibt es auch Momente, in denen Smiths Debüt Schwächen zeigt. Zeilen wie „Guess it’s true I’m not good at a one night stand“ erscheinen beinahe banal und auch des ein oder anderen Songs hätte es vielleicht gar nicht bedurft. Doch das sind Schwächen, die einem 22 Jahre jungen Mann leicht zu verzeihen sind. Insbesondere, wenn er etwas so Gefühlvolles, etwas so Zeitloses geschaffen hat: „In The Lonely Hour“, Hymnen eines verletzen Mannes.

Jonas Gödde

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"Lay Me Down" in der Akustikversion

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"Money On My Mind" im Stream

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