Rezension
Rubik
Solar
Highlights: Laws Of Gravity // World Around You // The Dark Continent
Genre: Indie // Ambient // Progressive
Sounds Like: Sigur Rós // Arcade Fire // MGMT
VÖ: 29.04.2011
Tief im finnischen Hinterland geht an diesem ungewöhnlich heißen Sommertag ein Gewitterschauer herunter. Ein Regenbogen lässt sich nicht lange bitten und spannt seine majestätischen Arme um die bewaldete Seenlandschaft. Für einen Moment steht die Zeit still. Der perfekte Moment, um das dritte Album von Rubik in den CD-Player zu werfen und sich die nassen Klamotten vom Körper zu reißen.
Ob Rubik selbst ein solches Bild im Kopf hatten, als sie im kleinen abgedunkelten Raum des Kulturhauses von Helsinki die Instrumente für Solar einspielten? In jedem Fall spielen Rubik mit Farben, ganz im Stile eines Regenbogens. Wie es sonst nur Sigur Ròs verstehen, weben sie eine schwerelose Melange aus Bläsern, Glockenspiel und Hammond-Orgel. Müsste man sich ein Sigur-Ròs-Album als direkten Kollegen aussuchen, wäre es "Með Suð Í Eyrum Við Spilum Endalaust", das schnellste und bläserdominierteste Werk der Isländer.
Und doch gibt es da noch etwas mehr als fröhliche Melodien, ein mystischer Unterton durchzieht die komplette Platte. Immer wieder zitieren Rubik leicht psychedelische Epochen à la MGMT ("Not A Hero"). Allerdings fällt der Synthie-Einsatz viel bescheidener aus. In "Sun's Eyes" ist es eine Hammond-Orgel, in "Storm In A Glass Of Water" sind es die verschrobenen Töne einer gezupften Akustik-Gitarre, die weitere Farbnuancen hinzufügen: Die Pastelltöne – gedämpft und Geschmackssache. Je länger die Platte ihre Runden dreht, desto weniger passt der Sigur-Ròs-Vergleich auch. Dann verblassen die offensichtlichen Zitate – wie zum Beispiel in "Solar Death March (In Octaves)" – was bleibt, ist die brisante Mischung aus zuckersüßen Melodien und komplexer Instrumentierung mit zuweilen abenteuerlichen Stilanleihen.
Rubik haben jede Menge Ideen im Kopf. Die sind manchmal kindlich-unschuldig (das geschwindt-einfache "Laws of Gravity"), gern aber auch zu differenziert, um sie gleich zu Beginn komplett sehen bzw. hören zu können. Nichts fürs Radio, eher etwas für Liebhaber. Das beweist nicht zuletzt "Crisis Meeting At The Lyceum", eine Mischung aus streichergetragener Indie-Nummer und Jive-Rock, eingeleitet von einer surrenden Klarinette. Ganz besonders geht dies bei "Not A Hero" auf, das zwischen 50er Jahre Schunkel-Pop und Joy Division divergiert. Und so lässt einen Solar nach den letzten Tracks ein kleines bisschen ratlos zurück ("Towers Upon Towers"):
Everything is quiet, everything is cold
We walk alone
Into the sound of the rain.
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