Rezension
Rose Kemp
Unholy Majesty
Highlights: Dirty Glow // Bitter And Sweet // Vacancies // The Unholy
Genre: Die Welt der Dunkelheit
Sounds Like: Amanda Palmer // PJ Harvey // Scout Niblett
VÖ: 26.09.2008
Die kleine Rose Kemp ist erwachsen geworden. Anfang letzten Jahres verzauberte sie uns noch mit ihrem ersten Album und wir waren uns eigentlich sicher, dass sie die weibliche Version von Jeff Buckley werden könnte. Stimmlich darf man immer noch dran glauben, aber in musikalischer Hinsicht kloppt die immer noch blutjunge Kemp uns jetzt einen schwer verdaulichen Brocken vor den Latz, den man so nicht erwarten konnte.
Ob jetzt ihre Zusammenarbeit mit Amplifier-/Biffy-Clyro-Produzent Chris Sheldon dafür verantwortlich ist, dass auf „Unholy Majesty“ sich die wesentlich wildere und düsterere Rose Kemp offenbart, oder ob sie einfach härter ist, als wir alle gedacht haben, sei mal dahingestellt. Fakt ist, dass die progressiven Rockelemente, die auf „A Hand Full Of Hurricanes“ nur teilweise angedeutet wurden, nun ganz offensichtlich im Vordergrund stehen. War es auf dem letzten Album schon schwer, sie in irgendeine Schublade zu stecken, so fällt dies jetzt noch schwerer, da sie nun auch noch mehr Spielraum zum Experimentieren hat.
Konsequenterweise macht es Rose Kemp alles andere als leicht, in „Unholy Majesty“ hineinzufinden. Kaum eine Hookline, an der man sich emporziehen könnte. Stattdessen stößt man auf düstere Songmoloche, die tonnenschwer daherkommen und genauso furchteinflößend wirken, wie sie letztendlich auch sind. Das eröffnende „Dirty Glow“ ist ein einziges Auf und Ab. Verzweiflung, Wehklagen, Wut und Angst: All das beherrscht Rose Kemp mit ihrer Stimme spielend. Im Hintergrund versucht sich eine einzelne Geige gegen meterhohe Gitarrenwände zu behaupten, wird aber durch den finalen Ausbruch niedergeschlagen. Die erste Single „Nanny´s World“ klingt wie eine Fortsetzung des ersten Songs und man nimmt den Songwechsel eigentlich gar nicht wahr.
„Bitter And Sweet“ geht es weiter. Zuerst ruhig mit sanft gestreichelter E-Gitarre, Rose Kemp gibt die Amanda Palmer. Dann wird es plötzlich laut und waschechter Progressive Metal beschließt den Song. Tough. Aber am Stärksten ist „Unholy Majesty“ tatsächlich immer dann, wenn die E- Gitarren ausgepackt werden. Balladen scheinen absolut nicht mehr ihr Ding zu sein, denn die Versuche „Flawless“ und „Milky White“ sind Dekaden von früheren Großtaten entfernt. Dafür wird sogar Drone in dem mitreißenden „Vacancies“ äußerst gelungen verarbeitet und den Schlussepos „The Unholy“ hätten vermutlich auch Led Zeppelin nicht besser hinbekommen. Alles in allem ein gelungener zweiter Akt, der aber nicht ganz die Erwartungen erfüllen kann, die man nach „A Hand Full Of Hurricanes“ zwangsläufig haben musste. Dennoch kann man sicher sein, dass Rose Kemp noch lange nicht am Ende ihrer kreativen Fahnenstange angekommen ist. Von dieser Frau wird weiterhin zu hören sein.
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