Rezension

Ride

This Is Not A Safe Place


Highlights: Future Love // Eteranal Recurrence // 15 Minutes // Jump Jet
Genre: Indie-Rock // Shoegaze
Sounds Like: Swervedriver // Spacemen 3 // Spiritualized

VÖ: 16.08.2019

Für Shoegazer und Noiserocker kamen die vergangenen Jahre einer Wiedergeburt gleich. Alle Genre-Schwergewichte waren plötzlich aus der Rente zurück und das auch noch mit mehr als überzeugenden Comeback-Alben. My Bloody Valentine, The Jesus And Mary Chain, Slowdive... und selbstverständlich auch Ride. Etwas überraschend sicherten sich Andy Bell & Co für ihre erste Platte seit über 20 Jahren die Dienste von Elektro-Guru Erol Alkan am Produzententisch. Die Zusammenarbeit auf „Weather Diaries“ war aber dermaßen gelungen, dass Alkan bei „This Is Not A Safe Place“ direkt wieder mitmischen darf.

Um es gleich vorweg zu nehmen: An Erol Alkan liegt es nicht, dass das Album nach dem Comeback-Album leider eine kleine Enttäuschung geworden ist. Sicherlich, das stark elektronisch gefärbte Instrumental-Intro „R.I.D.E.“ kommt ziemlich peinlich daher. Fast wie die Einlaufmusik eines Boxers. Ansonsten ist „This Is Not A Safe Place“ aber fantastisch produziert, mit einem tighten und trotzdem facettenreichen Sound. Der Schuh drückt eher am Songwriting, das an manchen Stellen seltsam beliebig und bisweilen sogar richtig schmalzig anmutet.

In erster Linie seien da „Dial Up“ und „Shadows Behind The Sun“ genannt. Ersterer Song klingt, als ob die Überreste der Beach Boys und Eagles gemeinsame Sache machen – eine grauenhafte Vorstellung. „Shadows Behind The Sun“ könnte hingegen direkt aus einem Disney-Musical stammen. Aber auch sonst gelingt es Ride auf ihrem sechsten Studioalbum nicht so wirklich, einen roten Farben durch die Platte zu ziehen. Dafür wechseln die Briten zu sprunghaft von Song zu Song Sound und Tempo. Das ist zu gewollt. Fast so, als ob die Band unbedingt beweisen möchte, wie groß ihr Repertoire nach all den Jahren immer noch ist. Dabei hat sie das gar nicht nötig.

Ganz großer Mist ist „This Is Not A Safe Place“ dann natürlich trotzdem nicht. Ride haben schließlich nicht ganz vergessen, wie man gute Songs schreibt. „Future Love“ ist einfach mal DER heimliche Sommerhit 2019, bei „Eternal Recurrence“ darf nach Herzenslust auf die Schuhe gegazed werden und „15 Minutes“ macht einem schmerzhaft bewusst, wie sehr Sonic Youth eigentlich fehlen. Und dennoch, man hat schon etwas mehr erwartet. Zumindest, dass das Niveau des Vorgängers gehalten wird. Das gelingt nicht. Man darf gespannt sein, wie sich die anderen Kollegen mit dem schwierigen Album nach dem Comeback schlagen.

Benjamin Köhler

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